Eine alte Theorie greift nicht mehr

Schaut man in die gängigen Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre wird man früher oder später auf die Theorie stoßen, dass sich der Preis des Goldes am Preis des Geldes, also am Zins, orientiere. Weil das Gold selbst keine Zinseinnahmen generiere, reagiere sein Preis daher sehr feinfühlig auf Veränderungen des Zinses, vor allem des Realzinses, so die allgemeine Lehre.

In der Vergangenheit war daher der Realzins, also das, was von den nominalen Zinsen nach Abzug der Inflation noch übrigblieb, entscheidend für den Preis von Gold. Lange Zeit waren die Zinsen und die Realzinsen niedrig oder sogar negativ. Das Gold profitierte als Anlage, die keine Zinseinnahmen bringt, von dieser Entwicklung.

Seitdem die Notenbanken die Zinsen zur Bekämpfung der Inflation jedoch stark angehoben haben, ist auch der Realzins wieder positiv geworden. Trotzdem stieg der Goldpreis in den letzten beiden Jahren an, obwohl auch der Realzins stieg, was nach der gängigen Kapitalmarkttheorie eigentlich nicht hätte sein dürfen.

Obwohl damit deutlich wird, dass irgendetwas in dieser Gleichung nicht mehr stimmt, scheinen viele Anleger im Westen unbeirrt an der alten Theorie festzuhalten. Nur so ist zu erklären, warum die Goldbestände der mit physischem Gold hinterlegten Fonds trotz steigender Goldpreise seit Monaten tendenziell eher fallen.

760 Tonnen Gold wurden verkauft, doch der Preis reagierte nicht

Aus dieser Entwicklung können zwei Konsequenzen gezogen werden. Die erste Konsequenz ist, dass die Anleger im Westen für die Findung des Goldpreises nicht mehr von entscheidender Bedeutung sind. Wäre es anders, hätte die Reduktion der Goldbestände der ETFs um 760 Tonnen Gold, was immerhin einem Anteil von 20% entspricht, den Goldpreis nicht steigen, sondern eher Richtung 1.700 US-Dollar je Feinunze abstürzen lassen müssen.

Die zweite Konsequenz, die aus den anhaltenden Goldverkäufen der westlichen Anleger zu ziehen ist, betrifft die Zins- und Inflationserwartungen. Hier erwartet die Masse der Anleger offenbar keinen neuen Inflationsschub mehr und es wird auch nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass der Realzins jemals wieder negativ werden könnte.

Beides sind sehr optimistische Annahmen, denn in der Vergangenheit trat die Inflation immer in Schüben auf und machte sich gerade dann wieder unangenehm bemerkbar, wenn die Masse der Anleger und Verbraucher gerade das Gefühl entwickelte, das Schlimmste könnte hinter ihnen liegen.

Ein leichter Anstieg der Inflation kann bei gleichbleibenden Zinsen allerdings schnell dazu führen, dass der Realzins wieder sinkt und sogar negativ wird. Mit ihren anhaltenden Goldverkäufen legt die Masse der westlichen Anleger damit einen Optimismus an den Tag, der sehr leicht bitter enttäuscht werden könnte.

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