Seitdem der Goldpreis am 4.September mit 1.557 US-Dollar ein neues Sechs-Jahres-Hoch erreicht hatte, steckt der Edelmetall-Sektor entweder in einer überschaubaren und möglicherweise bald abgeschlossenen Konsolidierung oder in einer noch tiefergehenden aber gesunden Korrektur. Für beide Szenarien lassen jede Menge Argumente vortragen, letztlich muss es der Goldmarkt aber selber entscheiden.
Dabei gilt, dass Kurse oberhalb von 1.530 US-Dollar die Fortsetzung der Aufwärtsbewegung inkl. neuer Jahreshochs sowie dem dargelegten Goldrausch Szenario immer wahrscheinlicher werden lassen. Gleichzeitig würde die Schlagkraft der Bären bei Kursen unterhalb von 1.480 US-Dollar deutlich zunehmen.
Goldpreis in US-Dollar – Bis jetzt eine bullische Konsolidierung!
Auf dem Tageschart wird schnell klar, dass der Goldpreis in US-Dollar bislang nur einen kleinen Teil seiner fulminanten Aufwärtsbewegung der letzten Monaten korrigiert hat. Genauer gesagt wurde der Anstieg von 1.265 US-Dollar bis auf 1.557 US-Dollar lediglich mit einem Rücksetzer von 97 US-Dollar bis auf 1.460 US-Dollar korrigiert. Damit wurden bislang nicht einmal das minimale „Fibonacci Retracement“ bei 38,2% erreicht.
Erfahrene Marktteilnehmer wissen, dass dies ein klares Signal der Stärke ist. Während unerfahrene Trader so einen überkauften Markt ständig leer verkaufen wollen, erkennt das „smart money“, dass der Bulle möglicherweise noch sehr viel mehr vorhat.
Und so kämpft sich der Goldpreis seit Wochen immer wieder sehr schnell nach oben und lässt sich von zwischenzeitlichen Rückschlägen nicht entmutigen. Ein klares Top und eine eindeutige Trendwende nach unten sehen am Goldmarkt sicherlich ganz anders aus.
Vielmehr ist der Charakter des Goldmarktes weiterhin bissig und damit bullisch. Einzig wenn sich der Goldpreis in den kommenden Wochen noch ein paar weitere Male im Bereich 1.530 US-Dollar bis 1.555 US-Dollar ähnlich wie im Sommer 2016 festlaufen würde, wäre das derzeitige Verhalten irreführend und könnte zu einer verspäteten und dafür dann aber umso übleren Korrektur führen.
Der Rücksetzer in der Vorwoche hat jedoch zumindest auf dem Tageschart zwischenzeitlich eine klar überverkaufte Lage gebracht, so dass bereits in dieser Woche Kursanstiege bis 1.520/1.525 US-Dollar zu erwarten sind.
Können die Bullen im nächsten Schritt auch das obere Bollinger Band (nach oben aufbrechen, stünde der Goldpreis schnell wieder bei 1.550 US-Dollar. Innerhalb des Aufwärtstrendkanals wäre momentan Platz bis ca. 1.575 US-Dollar, während bei 1.586 US-Dollar sowohl das 61,8%-Retracement des gesamten Bärenmarkt als auch eine interessante Fibonacci Extension warten.
Außerdem bleibt das vor vier Wochen dargelegten superbullische „Cup & Handle Goldrausch Szenario“ akut. Denn angesichts der Vielzahl an Großereignissen in den kommenden Wochen erscheint beim Goldpreis tatsächlich alles möglich. Bereits am Donnerstag beginnen die Handelsgespra?che zwischen den USA und China.
Zwar geraten die Chinesen immer mehr unter Zugzwang, dem von den USA geforderten Ende ihrer Industriespionage sowie ihrer Währungsmanipulation werden sie aber sicherlich nicht zustimmen. Vielmehr weigern sich die Chinesen bislang diese Tatsachen überhaupt zu zugegeben. Insofern stehen die Chancen hier für einen nachhaltigen Deal äußerst bescheiden.
In der nächsten Woche werden dann die Rede der britischen Königin am 14. Oktober sowie der EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober möglicherweise mehr Klarheit hinsichtlich des Brexits bringen. Obendrein trifft sich auch noch der Offenmarktausschuss der Federal Reserve, um über weitere Zinssenkungsschritte zu beraten, während sich die amerikanischen Banken am Repro Markt kaum mehr gegenseitig trauen und die FED deswegen bereits ihre Bilanz in den letzten drei Wochen um 186 Mrd. US-Dollar ausweiten musste!
Außerdem leitet Mario Draghi ein letztes Mal die Sitzung des Geldpolitischen Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) am 24. Oktober, bevor er den Stab an Christine Lagarde übergibt.
Frau Lagarde wurde übrigens als frühere französische Finanzministerin für ihre Fahrlässigkeit vor Gericht verurteilt und dürfte „lockere Geldpolitik“ schon bald ganz neu definieren!
Schließlich kommt es in Hongkong zunehmend zu langen Schlangen vor den leeren Geldautomaten („Bankrun“), während die Sozialisten aus der Volksrepublik mit dem Einmarsch des Militärs drohen!
All das ergibt ein unkalkulierbares Gemisch, welches den Goldpreis jederzeit explodieren lassen kann. Wo soll man mit seinem Geld in diesen Tagen sonst auch hin? In die durch künstlich niedrige Zinsen am Leben gehaltenen deutschen Zombie-Aktiengesellschaften oder lieber in amerikanische?
Immerhin wird dort der Aktienkurs zusätzlich noch auf Pump durch Aktienrückkäufe und „financial engineering“ verschönert. Oder in die Anleihenmärkte, wo sie für Ihr Investment noch zusätzlich bezahlen müssen und 100%ig sichere Kaufkraftverluste erleiden werden.
Oder lieber eine kleine Reihenhaushälfte 50 Kilometer vor München für fast eine Million Euro? Allenfalls der ausverkaufte Bitcoin geht aktuell als antizyklische und sinnvolle Chance durch.
Auf Sicht der kommenden Monate hat der Goldpreis aber alle Trümpfe in der Hand. Die beeindruckende Rally seit dem Tief im August 2018 bei 1.160 US-Dollar ist noch nicht zu Ende!
Die parabolische Übertreibungsphase steht noch aus und könnte den Goldpreis tatsächlich innerhalb weniger Monate bis auf ca. 1.800 US-Dollar voranbringen. Aber auch ein einfaches neues Verlaufshoch im Bereich um z.B. 1.585 US-Dollar wäre vom aktuellen Niveau schon ein Zugewinn von über 5%.
Nur bei Kursen klar unterhalb von 1.480 US-Dollar verbessern sich die Karten der Bären deutlich.
Gold in Euro – Nur knapp unter dem Allzeithoch
In Euro gerechnet verlief der Rücksetzer in der Vorwoche wesentlich milder, denn der Goldpreis in Euro setzt lediglich bis an das Tief vom 13.September bei 1.341 Euro zurück. Bis zum Allzeithoch bei 1.413 Euro fehlen aktuell gerade einmal 40 Euro.
Ähnlich ergeht es dem Goldpreis übrigens in fast allen anderen Währungen auf diesem Planeten. Nur gegen den imperialistischen US-Dollar ist der Weg zu neuen Allzeithochs noch relativ weit.
Für den Goldinvestor aus dem Euroraum hat Gold jedenfalls ganze Arbeit geleistet.
Charttechnisch ist derzeit Luft bis zum oberen Bollinger Band (1.389 Euro). Auf dem Weg dorthin stellt sich die Abwärtstrendlinie der letzten fünf Wochen in den Weg. Solange gleichzeitig aber der viereinhalb Monate alte Aufwärtstrendkanal hält, sollten die Bullen den fünfwöchigen Abwärtstrend überwinden können.
Ähnlich wie in US-Dollar muss dann das obere Bollinger Band aufgebrochen werden, was grundsätzlich kein leichtes Unterfangen ist. Irritationen und nochmalige Rücksetzer sind daher nicht ausgeschlossen. Allerdings geht der bullische Bias erst unterhalb von 1.340 Euro verloren.
Nachkauf-Limit unterhalb von 1.275 Euro. Wer noch gar kein Gold hat, muss jetzt kaufen!
In den letzten Jahren haben unsere tiefen Limits hier auf Gold.de immer wieder in Ausverkaufsphasen gegriffen. Zuletzt sind wir insbesondere im August 2018 bei Kursen unterhalb von 1.040 Euro mehrmals zum Zuge gekommen.
Heute steht der Preis für eine Feinunze Gold um über 30% höher. Dass nicht immer alle Nachkauflimits aufgehen liegt in der Natur der Sache. Wichtig ist, dass man über einen längeren Zeitraum in Schwächeperioden hinein akkumuliert. Dann läuft man dem Zug nie hinterher.
Auf dem aktuellen Niveau machen Zukäufe für voll investierte Gold- und Silberanleger nicht so viel Sinn. Erst bei Kursen unterhalb von 1.275 Euro kann man wieder von einer antizyklischen Chance sprechen.
Wer aber noch gar kein Gold besitzt, muss angesichts der neuen EU-Richtlinie (Tafelgeschäfte ab 2020 nur noch bis 2.000€ möglich) sowie meines möglichen Goldrausch Szenarios inkl. der ab Ende 2020 möglichen Banken-Pleitewelle jetzt zügig handeln und jeden kleineren Kursrücksetzer sofort zu Käufen nutzen.
Bitte erwarten sie grundsätzlich keine fulminanten Kursgewinne, sondern machen sie sich nochmals klar, dass es sich bei physischen Edelmetallen um eine Versicherung gegen dramatische Verwerfungen an den Finanzmärkten handelt! Auch wenn die Performance im Vergleich zu anderen Anlageklassen in den letzten Jahren eher enttäuschend war, führt an den physischen Edelmetallen Gold und Silber als Stabilisator und ruhender Anker kein Weg vorbei.
Florian Grummes
Technischer Analyst
Goldnewsletter.de
Quelle: Gold.de