1. Rückblick
Der Bitcoin legte einen großartigen Start in das neue Handelsjahr auf das Parkett. Ausgehend von Kursen um 16.500 USD zogen die Notierungen in der Spitze um fast 53% in den letzten siebeneinhalb Wochen an. Dabei wurden offensichtlich viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt, da sie zuvor aus dem Markt ausgestiegen oder unterinvestiert waren. Insbesondere dürften auch Leerverkäufer, welche gezwungen waren, ihre leerverkauften Positionen einzudecken, zu diesem starken Aufschwung beigetragen haben.
1. Rückblick
Der Bitcoin legte einen großartigen Start in das neue Handelsjahr auf das Parkett. Ausgehend von Kursen um 16.500 USD zogen die Notierungen in der Spitze um fast 53% in den letzten siebeneinhalb Wochen an. Dabei wurden offensichtlich viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt, da sie zuvor aus dem Markt ausgestiegen oder unterinvestiert waren. Insbesondere dürften auch Leerverkäufer, welche gezwungen waren, ihre leerverkauften Positionen einzudecken, zu diesem starken Aufschwung beigetragen haben.
Wir hatten im Dezember und Januar klar die Chancen auf der Oberseite benannt. Unser Erholungsszenario in Richtung von Kursen um ca. 35.000 USD und vielleicht sogar 50.000 USD ist intakt. Unser erstes Kursziel bei 25.000 USD wurde am 16.Feburar erreicht.
Performance Bitcoin vs. Ethereum vs. Aktien vs. Gold seit 1.10.22 vom 22.Februar 2023. Quelle: Tradingview
Trotzdem bleiben der Bitcoin und damit natürlich der ganze Krypto-Sektor weiterhin angeschlagen und in gewisser Weise abhängig vom Gesamtmarktgeschehen. Allerdings konnten sich in den letzten vier Monaten sowohl die Aktienmärkte als auch die Edelmetalle recht deutlich erholen, während sich beim Bitcoin die Lage erst seit Jahresanfang verbessert hat. Aus dieser Perspektive hätte der Bitcoin als noch Aufholpotenzial.
Gleichzeitig bleibt das fundamentale Setup aufgrund der aggressiven Zinserhöhungen sowie der Bilanzverkürzungen seitens FED und der EZB sehr fragwürdig und hochkomplex. Auch wenn die Erholungen bei den Aktien und Edelmetallen weitergelaufen sind, als es bei einer Bärenmarktrallye normalerweise der Fall sein sollte, stellt die restriktive Notenbankpolitik weiterhin eine große Belastung für die Märkte dar. Insbesondere die Tatsache, dass dies in den letzten Monaten zunehmend ignoriert wurde, ist bedenklich.
Allerdings hat der Goldpreis mittlerweile seine beeindruckende Erholungsrally mit einem deutlichen Rücksetzer in den letzten drei Wochen zumindest vorläufig beendet und auch der US-Dollar hat seit Anfang Februar wieder etwas zugelegt.
2. Chartanalyse Bitcoin in US-Dollar
2.1 Wochenchart: Stabilisierung nach erstem Befreiungsschlag
Bitcoin in USD, Wochenchart vom 22.Februar 2023. Quelle: Tradingview
Mitte Januar gelang dem Bitcoin der Ausbruch über seinen vierzehnmonatigen Abwärtstrend und damit der erste Befreiungsschlag nach der bitteren 77,5%-Korrektur. Seit diesem Ausbruch über 22.700 USD sind die Kurszuwächse auf der Oberseite zwar bislang noch überschaubar, aber das Gesamtbild hat sich weiter stabilisiert.
Klar ersichtlich ist ebenso, dass sich der Bitcoin höchstwahrscheinlich auf dem Weg zu einem der klassischen Retracements der vorangegangenen Korrektur befindet. Diese liegen bei 28.109 USD (23,6%), 35.924 USD (38,2%) sowie 48.554 USD (61,8%).
Selbst wenn der Stochastik-Oszillator aus der überkauften Zone zunächst nach unten drehen sollte, dürfte die ehemalige Abwärtstrendlinie im Bereich um 20.500 USD einem nochmaligen Test standhalten.
Insgesamt ist der Wochenchart bullisch und lässt zumindest einen Anstieg in Richtung von ca. 28.000 USD erwarten. Dazu müssten die Bullen allerdings das obere Bollinger Band (25.298 USD) mit mehr Schwung und Momentum aufbiegen. Sollte das gelingen, kann daraus auch schnell mehr werden und ein direkter Anstieg bis auf ca. 30.000 USD und höher die Folge sein.
2.2 Tageschart: Wann kommt der Ausbruch über 25.250 USD?
Bitcoin in USD, Tageschart vom 22.Februar 2023. Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart hatte der Bitcoin ausgehend vom Tiefpunkt seiner Korrektur (15.479 USD am 21.November) einen ersten Anstieg bis auf 18.373 USD zustande gebracht. Legt man an diese erste „kleine“ Aufwärtswelle die Fibonacci-Extensions an, ergibt sich eine erste grobe Landkarte für die weitere Erholung. Konsequenterweise hat sich der Bitcoin bislang mustergültig an die 1,618%- sowie die 2,618%-Extension voran gearbeitet. Im nächsten Schritt wartet die 3,618%-Extension um 26.750 USD.
Kurzfristig rennen die Notierungen seit einigen Tagen gegen die runde Marke von 25.000 USD, ohne dass die Rücksetzer dabei Schaden auf der Unterseite angerichtet hätten. Solange die Marke von ca. 23.500 USD verteidigt werden kann, entwickelt sich damit potenziell ein kleines aufsteigendes Dreieck. Da die Leerverkäufer beim Bitcoin immer noch in der Überzahl sind, könnte ein nachhaltiger Ausbruch über 25.250 USD schnell eine scharfe Anstiegswelle initiieren und den Bitcoin in Richtung von ca. 30.000 USD befördern.
Zusammengefasst ist der Tageschart bullisch und lässt einen baldigen Ausbruch über 25.250 USD erwarten. Einziger Wehrmutstropfen ist die leicht überkaufte Stochastik, die bislang nicht so recht in den eingebetteten superbullischen Zustand wechseln will. Solange sich die Notierungen aber oberhalb von 23.500 USD und insbesondere oberhalb von 22.500 USD halten können, ist das imminente Erholungsszenario intakt.
3. Sentiment Bitcoin – Stimmung wird optimistischer
Crypto Fear & Greed Index vom 22. Februar 2023. Quelle: Lookintobitcoin
Aufgrund der deutlichen Erholung hat sich die Stimmung im Krypto-Sektor weiter aufgehellt. Dabei misst der „Crypto Fear & Greed Index“ mit einem Wert von 59 mittlerweile wieder einen leichten „Gier-Zustand“.
Crypto Fear & Greed Index vom 20. Februar 2023. Quelle: Lookintobitcoin
Im größeren Bild sollte die angelaufene Erholung aber noch für einen höheren Optimismus sorgen können. Basierend auf den Erfahrungen aus der Vergangenheit könnte der „Crypto Fear & Greed Index“ vorübergehend noch Werte im Bereich von 75 bis 90 anlaufen, bevor die Stimmung wieder kippen könnte.
Auffällig bleibt die Flut an negativen Kommentaren in den sozialen Medien. Der Hass auf den Bitcoin sitzt tief und könnte in den kommenden Wochen weiter für Überraschungspotenzial auf der Oberseite sorgen.
Abschließend lässt sich sagen, dass derzeit keine antizyklische Kauf-Chance vorliegt. Gleichzeitig bleibt das Überraschungspotenzial aber immer noch auf der Oberseite, denn der Krypto-Sektor ist weit entfernt von Euphorie und überbordendem Optimismus.
4. Saisonalität Bitcoin – Weiterhin positiv bis Anfang Juni 2023
Bitcoin Saisonalität vom 22. Februar 2023. Quelle: Seasonax
Laut dem saisonalen Muster steht der Bitcoin vermutlich vor vier bis sechs positiven Monaten, so dass der Trend bis zum Sommer nach oben zeigen sollte.
5. Bitcoin gegen Gold
Bitcoin/Gold-Ratio, Wochenchart vom 22. Februar 2023. Quelle: Tradingview
Bei Kursen von derzeit knapp 24.000 USD für einen Bitcoin und rund 1.834 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin derzeit rund 13 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,076 Bitcoin.
Seit seinem Tiefpunkt am 21.November hat sich der Bitcoin gegen den Goldpreis mittlerweile um rund 53% erholt. Dabei ist das Bitcoin/Gold-Ratio seit Jahresanfang klar über die dreizehnmonatige Abwärtstrendlinie ausgebrochen und handelt derzeit in der Mitte der ersten Widerstandszone zwischen 12,75 und 14.
Angesichts der doch recht deutlichen Trendwende sollte das Bitcoin/Gold-Ratio in den kommenden Wochen zumindest das 23,6%-Retracement der Korrekturwelle im Bereich um 15,65 anpeilen. Darüber hinaus wartet das normale Mindesterholungsziel in Form des 38,2%-Retracements erst bei 19,81. In beiden Fällen würde der Goldpries also nochmals deutlich gegen den Bitcoin verlieren.
Einzig die leicht überkaufte Wochenstochastik sendet ein kleines Warnsignal.
Zusammengefasst befindet sich das Bitcoin/Gold-Ratio seit Jahresanfang klar einer Erholung, welche noch viel Luft nach oben hätte. Das erste Minimalziel zwischen 13 und 14 wurde abgearbeitet. Gelingt dem Ratio der Sprung über 14, dürften weitere Kursanstiege zugunsten des Bitcoins folgen.
6. Makro-Update – Äußerst ungünstige Ausgangslage
Die Makrolage bleibt weiterhin sehr angespannt und hochkomplex. Zwar hat die insgesamt doch breite Erholung in den letzten drei bis vier Monaten zunächst schlimmeres verhindert, trotzdem war es schwierig hier die richtigen Trends rechtzeitig zu erkennen. Während die Volatilität sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihenmärkten deutlich zurückgekommen war, zieht sie in den letzten Tagen wieder an.
Angesichts der weiterhin hohen Inflationsraten preisen die Märkte aktuell sowohl eine quantitative als auch zeitliche Ausdehnung der Zinserhöhungspolitik ein und erwarten die US-Leitzinsen bis Mitte Juni in einem Korridor von 5,25 – 5,50%. Dann wäre der aggressivste Zinserhöhungszyklus aller Zeiten bereits gut ein Jahr alt. In der Vergangenheit dauerte es meist ca. 12 bis 15 Monate, bis die Finanzmärkte in Schwierigkeiten gerieten und die Realwirtschaft kollabierte. Demnach könnte es also ab dem Hochsommer wieder ungemütlich werden. Der Bitcoin wird sich einem derartigen Stress an den Märkten nicht entziehen können.
US-Notenbank Bilanzsumme vom 13. Februar 2023. Quelle: Federal Reserve
Neben der Frage wie stark die weltweite Realwirtschaft durch die aggressivsten Zinserhöhungen aller Zeiten sowie die anstehenden Bilanzverkürzungen noch beschädigt werden wird, bleibt der Krieg in der Ukraine die große Unwägbarkeit. Zwar bemüht sich China um bilaterale Friedensgespräche, aber allein die Frage, wer für den Krieg verantwortlich ist, bremst hier bereits jegliche Annäherung. Gemeinsam haben Russland und China in den vergangenen Monaten bei einigen Staaten erfolgreich für ihre Version des Krieges und wer dafür die Verantwortung trägt, geworben. Zudem wird China sicherlich nicht von seiner engen Beziehung zu Russland abrücken.
Die USA und der von ihr maßgeblich beeinflusste Nordatlantikpakt (NATO) auf der anderen Seite üben sich in Durchhalteparolen und weiteren Waffenlieferungen. Obwohl die Fronten also mehr als verhärtet sind und Diplomatie praktisch nicht mehr stattfindet, kann man nur hoffen, dass die Lage hier nicht weiter eskaliert.
Für den Bitcoin ist die Entwicklung in der Ukraine auf den ersten Blick nicht entscheidend. Vielmehr spielt die Liquidität im weltweiten Finanzsystem die weitaus wichtigere Rolle. Sollten die Aktienmärkte jedoch aufgrund weiterer Kriegseskalation unter Druck geraten, dürfte das auch der Bitcoin zu spüren bekommen. Andererseits kann man durchaus argumentieren, dass die Spekulation fast vollständig aus dem Bitcoin entwichen ist und hier in den letzten zwei Monaten vor allem hartgesottene bzw. starke Hände aktiv gewesen sind.
Bitcoin Rainbow Chart vom 20. Februar 2023. Quelle: Lookintobitcoin
Im ganz großen Bild sind Bitcoin-Kurse um 24.000 USD jedenfalls günstig, auch wenn fünfstellige Notierungen weiterhin auf viele Marktteilnehmer abschreckend wirken. Ein langfristiges Bewertungsinstrument für den Bitcoin ist z.B. der zwölfjährige Bitcoin Rainbow Chart. Dieser stuft Kurse unterhalb von 25.000 USD derzeit immer noch als „Fire Sale“ ein. Natürlich gibt keine Garantie dafür, dass sich die vergangene Performance innerhalb des Regenbogenkanals auch in Zukunft fortsetzen wird, aber aktuell handelt der Bitcoin rund 65% unterhalb seines Allzeithochs.
7. Fazit: Bitcoin – Erholungsszenario intakt
Dreimal ist der Bitcoin in den letzten Tagen an der Marke von 25.000 USD abgeprallt. Solange die Rücksetzer sich dabei oberhalb von 23.500 USD fangen können, bleibt ein Ausbruch in Richtung von ca. 30.000 USD charttechnisch das wahrscheinlichste Szenario.
Gleichzeitig hängt die restriktive Notenbankpolitik wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Als sehr spekulatives Asset dürfte sich der Bitcoin dem im Laufe des Jahres absehbar wieder aufkommenden Stress an den Finanzmärkten nicht entziehen können.
Wir sind daher zunächst nur kurzfristig bzw. auf Sicht der kommenden Wochen vorsichtig optimistisch. Je nachdem wie stark der Short-Squeeze in Folge des erwarteten Ausbruchs über 25.000 USD ausfällt, sind Kursziele von 30.000 USD, 35.000 USD und sogar 50.000 USD im Frühling bzw. bis zum Frühsommer möglich.
Sehr viel länger würden wir uns momentan jedoch nicht aus der Deckung trauen, sondern verfolgen vielmehr weiter einen defensiven Ansatz. Erst wenn die Turbulenzen an den Märkten die Notenbanken zu einer radikalen Umkehr in ihrer Geldpolitik zwingen werden, dürften Bitcoin und die Edelmetalle ihre Sternstunde erleben. Bis dahin ist man gut beraten vorsichtig und auf Sicht zu fahren.