Der Bergbaugigant Glencore (LSE: GLEN) stellt in seiner aktuellen, sehr lesenswerten Präsentation die einfache Rechnung auf: Wieviel Metall braucht es eigentlich, um die angepeilten Ziele bei der Elektromobilität bis zum Jahr 2030 tatsächlich zu erreichen, die jüngst von einer politischen Initiative führender Industriestaaten einschließlich Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan, Korea, Mexiko, und sogar den USA formuliert worden sind?
Die Experten bei Glencore sind bei der Beantwortung dieser Frage systematisch vorgegangen und haben beim Bedarf nicht nur die Autos selbst in den Blick genommen, sondern die gesamte erforderliche Infrastruktur davor: von der Energieerzeugung, über den Energietransport bis zu den Ladestationen. Das Ergebnis der Untersuchung lautet kurzgefasst, dass die Elektromobilität ein Wachstumstreiber für Rohstoffe par excellence sein dürfte.
In Zahlen: Für das Jahr 2030 erwartet Glencore für das EV-Thema einen zusätzlichen Bedarf von 4,1 Mio. Tonnen Kupfer, was ca. 18 Prozent der gesamten Kupferproduktion von 2016 entspricht. Bei Nickel und Kobalt sieht die Entwicklung dramatisch aus. 2030 werden laut der Schätzung von Glencore 1,1 Mio. Tonnen Nickel zusätzlich gebraucht, 56 Prozent des Nickelangebots von 2016. Der zusätzliche Bedarf an Kobalt würde 2030 das gesamte Angebot von 2016 um 314 Prozent übertreffen. Glencore schätzt, dass gegenüber 2016 zusätzlich 314.000 Tonnen Kobalt benötigt werden.
Das sind bemerkenswerte Zahlen. Woher soll all das Kobalt kommen, das ja bekanntlich in erster Line als Beiprodukt aus der Kupferproduktion stammt? Geographisch spricht viel für den afrikanischen Kontinent, vor allem den Kongo. Gemessen an der Bedeutung der Versorgungsfrage geschieht noch immer wenig zur Sicherung dieses kritischen Rohstoffs – obwohl sich Kobalt allein in diesem Jahr schon um mehr als 100 Prozent verteuert hat. Und selbst dieser Anstieg könnte nur ein erster Vorgeschmack von kommenden Preissteigerungen sein, wenn das Glencore Scenario tatsächlich Realität wird. Die Entwicklung neuer Minen dauert bekanntlich lange, benötigt viel Kapital und ist außerdem hoch riskant (nicht zuletzt aufgrund der politischen Risiken in den Förderländern). Immerhin sind Glencore und Ivanhoe (TSX: IVN) im Kongo aktiv, die chinesische MMG (ASX: MMG) sowieso.
Der kanadische Kobaltpool und Projektfinanzierer Cobalt27 (CSE: KBLT) hat inzwischen 285 Mio. CAD an der Börse aufgenommen, aber auch das kann angesichts der bevorstehenden Herausforderung eigentlich nur ein Anfang sein. Auch Ganfeng Lithium Co. Ltd. (SHE: GFL) will bei Kobalt dabei sein. Gangfeng, einer der größten Lithiumproduzenten weltweit, ist jüngst eine Beteiligung an dem Junior Explorationsunternehmen Explorex Resources (CSE: EX; FRA: 1XE) eingegangen, um den Zugang zu Kobalt zu sichern. Explorex hat sich (wie berichtet) jüngst nahe der alten Bergbaustadt „Cobalt“ in Ontario einige reine Kobaltprojekte gesichert. Gangfeng soll im Fall der Fälle das nötige Kapital für M&A zuschießen.
Wir von Goldinvest.de glauben, dass die Investmentstory für Kobalt gerade erst begonnen hat. Bisher sind nur eine Handvoll Unternehmen engagiert, aber es werden mehr. Offenbar möchte z.B. das Managementteam, das hinter Millennial Lithium (TSXV: ML; FRA: A3N2) steht, demnächst mit M2 Cobalt Corp. (TSXV: MC) für Furore sorgen. Und die von uns beobachtete Pacific Rim Cobalt (CSE: BOLT; FRA A2JSSL) will ebenfalls von sich reden machen. Das werden wir sicher aufmerksam begleiten.
So oder so wird 2018 aus unserer Sicht das Jahr für Kobaltfirmen, vielleicht sogar selbst für solche, die heute noch gar nicht als Kobaltplays wahrgenommen werden. Allen voran wäre hier Wellgreen Platinum (TSX: WG) zu nennen. Vielleicht überrascht in dieser Hinsicht aber auch Group Ten (TSXV: PGE; FRA: 5D32), die sich jüngst nahe der Platinmine Sibanye-Stillwater (NYSE: SBGL) in Montana (USA) ein aussichtsreiches Kupfer-Nickel-Projekt erworben haben. Promoterlegende Robert Friedland (Gründer von Ivanhoe Mines, Voicey’s Bay, Olgi) hat übrigens Anfang Dezember auf der Mines & Money in London den Spruch von der „Miner’s revenge“ geprägt, gerade auch im Zusammenhang mit Kobalt. Die Knappheit bei Kobalt und anderer kritischer Rohstoffe sei „die Rache der Bergbauindustrie“ in einer Welt, die über virtuellen Werten die Basics vergesse. Mal sehen, ob Friedland Recht behält.
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