Was ist Kohle? Nutzung, Ausblick und Bedeutung im Energiemix

Kohle ist ein fossiler Sedimentrohstoff, dessen Verbrennung seit mehr als zwei Jahrhunderten „Kohle Energie“ für Industrie und Haushalte liefert und damit zu den tragenden Säulen der weltweiten Energieversorgung zählt.

Lennart Schmidt als Autor bei GOLDINVEST
Lennart Schmidt
Redaktion
Inhalt

Einführung

Als „Kohle Rohstoff“ prägte das schwarze Gestein die Frühphase der Industrialisierung, speiste Dampfmaschinen, verhalf der Stahlherstellung zum Durchbruch und dominierte bis weit ins 20. Jahrhundert die Stromerzeugung. Heute deckt Kohle – trotz rasant wachsender erneuerbarer Kapazitäten – laut Internationaler Energieagentur (IEA) noch immer über ein Drittel des globalen Elektrizitätsbedarfs, was ihre anhaltende Bedeutung von Kohle im Energiemix unterstreicht. Während zahlreiche Industrieländer schrittweise aussteigen, steigen Schwellenländer weiter in Förderung und Import ein, um ihren wachsenden Strom- und Industriebedarf abzudecken. Diese parallelen Entwicklungen machen Kohle zu einem Rohstoff im Übergang – zwischen historischem Fundament und künftiger Dekarbonisierung.

Kohle – Eigenschaften & Grundlagen

Kohle entsteht aus abgestorbenen Pflanzenresten, die unter Luftabschluss, Druck und Temperatur zu zunehmend kohlenstoffreichen Schichten reifen. Die wichtigsten Ränge sind Steinkohle und Braunkohle sowie das besonders hochreife Anthrazit. Braunkohle (Lignite) enthält viel Feuchtigkeit, erreicht Heizwerte um 10–20 MJ/kg und wird wegen ihrer geringen Energiedichte meist kraftwerksnah verfeuert. Bituminöse Steinkohle liegt mit 20–30 MJ/kg deutlich höher, lässt sich international handeln und kann durch Verkokung zu druckfestem Koks veredelt werden. Anthrazit, mit bis zu 97 Prozent Kohlenstoff, verbrennt nahezu rauchfrei und findet Spezialanwendungen in Elektroden oder Filtern. Schwefel-, Asche- und Feuchtegehalt bestimmen neben dem Heizwert die Marktpreise und Einsatzmöglichkeiten.

Vorkommen von Kohle

Die größten Lagerstätten liegen im Karbon–Perm-Deckgebirge Eurasiens sowie in jungtertiären Becken Asiens und Nordamerikas. China besitzt die umfangreichsten Reserven, gefolgt von Indien, den USA, Australien und Russland. In Europa konzentrieren sich abbauwürdige Braunkohlelager auf das rheinische Revier, die Lausitz und Tschechien, während Steinkohle nur noch in Polen in nennenswerter Menge gefördert wird. Weltweit erreichte die Kohleförderung 2023 mit knapp neun Milliarden Tonnen einen neuen Höchststand, angetrieben von Produktionszuwächsen in China (+3,4 Prozent), Indien (+12 Prozent) und Indonesien (+13 Prozent).

Abbau von Kohle

Braunkohle wird überwiegend im Tagebau mit Schaufelradbaggern gewonnen; ihr flacher Lagerstätteneinfall erlaubt großflächige Gewinnung, jedoch verbunden mit erheblichen Eingriffen in Landschaft und Grundwasser. Tief liegende Steinkohle wird in Untertagebetrieben per Streb- und Firstenstoßbau abgebaut; moderne Schildausbausysteme und automatische Hobel erhöhen Sicherheit und Produktivität. Offen gehaltene Gruben in Australien, Russland oder Südafrika setzen dagegen auf Großgeräte und Sprengbetrieb. Fortschritte in Entwässerung, Staubbindung und Methanabsaugung mildern Umwelt- und Sicherheitsrisiken, während Renaturierungsprogramme Abraumkippen rekultivieren. Gleichwohl bleibt der ökologische Fußabdruck des Kohleabbaus beträchtlich.

Kohle – Verwendung & Nutzen

Rund zwei Drittel der geförderten Kohle werden in Kraftwerken verfeuert und liefern planbare Grundlast – ein entscheidender Faktor für die Energieversorgung vieler Schwellenländer. In der Industrie ist druckfester Kokskohle-Koks unverzichtbar für Hochöfen, die Eisenoxid zu Roheisen reduzieren. Auch Zementöfen, Nickel-Schmelzen und chemische Synthesen nutzen feste Kohlenstoffquellen. International wird vorrangig bituminöse Steinkohle verschifft: Indonesien führt das Exportsegment für Kraftwerkskohle an, Australien dominiert den Handel mit hochwertiger Kokskohle. Durch gut ausgebaute Hafeninfrastruktur gelangen große Volumina nach China, Indien, Japan und Südkorea.

Markt- & Preisentwicklung

Die IEA schätzt den globalen Verbrauch 2024 auf 8,77 Milliarden Tonnen – ein erneuter Rekord, wenn auch mit deutlich verlangsamtem Wachstum. Auf der Angebotsseite erzeugten China, Indien und Indonesien gemeinsam über 70 Prozent der Weltproduktion; ihr Binnenbedarf absorbiert jedoch den Großteil dieser Mengen. In Europa und Nordamerika hingegen sank die Kohleverstromung 2024 um respektive 15 und vier Prozent, gestützt von CO₂-Preisen und sinkenden Kosten erneuerbarer Alternativen. Marktpreise blieben dennoch volatil: Thermische Kohle (6 000 kcal) bewegte sich 2024 in einer Spanne von 90–160 US-Dollar je Tonne FOB Newcastle, beeinflusst von Wetterextremen, Hafenstreiks und geopolitischen Risiken.

Kohle als Investment

Der mittelfristige Kohle Ausblick ist zweigeteilt. Die IEA prognostiziert bis 2027 eine weitgehende Stagnation des weltweiten Verbrauchs auf hohem Niveau, während zahlreiche Länder gesetzliche Ausstiegsfahrpläne etablieren. In der Europäischen Union produzierte Solarenergie 2024 erstmals mehr Strom als Kohle, was den strukturellen Rückgang in Industriestaaten bestätigt. Parallel dazu treiben Schwellenländer ihre Kohlekraftkapazitäten voran, um Spitzenlasten, Preisstabilität und industrielle Wertschöpfung zu sichern. Geopolitisch bleibt Kohle relevant: Lieferketten wurden nach dem Wegfall russischer Exporte nach Europa neu sortiert, und Engpässe auf Schifffahrtsrouten erhöhen das Preisrisiko. Perspektivisch könnten Carbon-Capture-Technologien und Wasserstoff-basierte Reduktionsverfahren die Bedeutung von Kohle mindern, doch deren Masseneinsatz entscheidet erst in den 2030er-Jahren über das langfristige Marktgleichgewicht.

Häufig gestellte Fragen

Unterschieden werden Braunkohle, Steinkohle und Anthrazit. Sie variieren im Alter, im Kohlenstoffgehalt und damit im Heizwert: Braunkohle ist jung und feucht, Steinkohle energiereicher, Anthrazit am kohlenstoffreichsten.

Kohle liefert planbare Grundlast, ist in vielen Regionen preisgünstig verfügbar und lässt sich in bestehenden Kraftwerken und Industrien flexibel einsetzen. Diese Faktoren überwiegen häufig kurzfristige Klimaschutzambitionen.

Laut IEA erreichte der Verbrauch 2024 rund 8,77 Milliarden Tonnen – ein neuer Rekord, der jedoch voraussichtlich bis 2027 nicht mehr wesentlich steigen wird.

Wachsende Solar- und Windkapazitäten verdrängen Kohle besonders in Industrieländern, drücken die Laufzeiten alter Kraftwerke und reduzieren deren Rentabilität. In Regionen mit schnell wachsendem Strombedarf verlangsamen sie zumindest das Wachstum der Kohlenachfrage.

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