Deutliches Zeichen der Stärke

Der World Gold Council hatte in seinem Halbjahresbericht 2024 nicht nur festgestellt, dass das Gold in den letzten zwölf Monaten nach den US-Aktien die zweitbeste Anlageform war. Er kam auch zu dem Schluss, dass der Goldpreis zur Jahresmitte „im Großen und Ganzen die Konsenserwartungen für die zweite Jahreshälfte widerspiegelt.“

Verbunden war diese Aussage jedoch mit der Warnung, dass „die Dinge selten nach Plan verlaufen“. Wie könnten sich der Goldpreis deshalb im zweiten Halbjahr weiterentwickeln? Der World Gold Council ist zum Start der zweiten Jahreshälfte der Meinung, dass sowohl die Weltwirtschaft als auch der Goldpreis auf einen Katalysator zu warten scheinen.

Für Gold könnte dieser Katalysator die sinkenden Zinsen in den Industrieländern sein. Die hohen Zinsen haben in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass westliche Anlagegelder verstärkt in die Anleihen investiert wurden. Sollte dieser Trend sich wieder umkehren oder zumindest abschwächen, dürfte auch das Gold profitieren. Weitere Gründe, die aktuell für das Gold sprechen, sind auch die anhaltenden politischen Spannungen und der „selbstgefällige Aktienmarkt“.

Fehlende Goldkäufe der Notenbanken und Gewinnmitnahmen asiatischer Goldanleger die größten Risiken für den Goldpreis

Den das Gold unterstützenden Aspekten stehen natürlich auch gewisse Risiken gegenüber. Als solche identifiziert der World Gold Council einen erheblichen Rückgang der Goldkäufe durch die Notenbanken oder Gewinnmitnahmen durch die asiatischen Anleger im großen Stil. Beides würde dazu beitragen, dass das bislang positive Momentum für das Gold zum Stillstand kommt.

Bemerkenswert war, dass der Goldpreis fast im gesamten zweiten Quartal oberhalb von 2.300 US-Dollar je Feinunze gehandelt hat. Dies ist ein deutliches Zeichen der Stärke, denn die Zinsen sind weltweit hoch und der US-Dollar präsentierte sich in den letzten drei Monaten ebenfalls stark. Beides ist eine Kombination, die oftmals als ein feindliches Umfeld für Gold angesehen wird.

Das World Gold Council warnt davor, die Beziehung zwischen dem Gold, den Realzinsen und dem US-Dollar nicht als gebrochen anzusehen. Vielmehr sei es so, dass andere Faktoren diesen Zusammenhang im gegenwärtigen Umfeld ausgeglichen und überlagert hätten. Das bedeutet, dass der Goldpreis ohne den Hemmschuh der hohen Zinsen und des starken Dollars vermutlich noch viel stärker gestiegen wäre als er es ohnehin schon der Fall war.

Wie reagieren die Notenbanken auf die allgemeine Schwäche der Wirtschaft?

Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte befinden sich nach Ansicht des World Gold Councils in einer Übergangsphase. Die Anleiherenditen bewegen sich allgemein eher seitwärts, weil die westlichen Zentralbanken die Leitzinsen in der Schwebe halten. Unverkennbar ist jedoch der Druck der politischen Entscheidungsträger auf die Notenbanken, angesichts der niedrigen, aber hartnäckigen Inflation und der Anzeichen für eine wirtschaftliche Abkühlung und eines Abschwungs auf den Arbeitsmärkten die Zinsen dennoch zurückzunehmen.

Als Reaktion auf den politischen Druck wird beispielsweise die früher als erwartet vorgenommene Zinssenkung durch die der Europäischen Zentralbank gewertet. Sie senkte im Mai ihren Leitzinssatz, während die Bank of England und die US-Notenbank ihre Zinssätze bislang noch nicht verändert haben.

Einer der wenigen wirtschaftlichen Lichtblicke ist derzeit Indien, während der World Gold Council von China erwartet, dass alternative Maßnahmen zur Belebung des schwachen Wachstums ergriffen werden. Dass es nach dem starken ersten Halbjahr auch in der zweiten Jahreshälfte zu einem deutlichen Anstieg des Goldpreises kommen wird, erwarten die Analysten des World Gold Councils nicht, sofern sich an den wesentlichen Umständen keine Veränderung ergibt.

Dies würde für den Goldpreis in den kommenden Monaten tendenziell eine seitwärts gerichtete Preisbewegung implizieren. Ein solcher Jahresverlauf sei für das Gold keinesfalls untypisch.

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