Die westlichen Länder wachen langsam aber sicher auf. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich bequem zurücklehnte und lediglich darauf wartete, dass die Schiffe mit den bestellten Waren und Rohstoffen im Hafen anlegten und entladen werden konnten. Mehr noch: Aus der einschläfernden Ignoranz der Vorjahre ist inzwischen eine handfeste Angst geworden.
Die Angst, nicht mehr oder nicht mehr ausreichend mit Rohstoffen und Vorprodukten beliefert zu werden, ist durchaus real. Denn so wie der Westen sich nicht scheut, über Sanktionen seine wirtschaftliche Macht als Druck- und Disziplinierungspotential einzusetzen, so muss auch erwartet werden, dass China diesen Weg ebenfalls früher oder später gehen wird.
Neu wäre diese Vorgehensweise nicht, denn als China und Japan im Jahr 2012 um mehrere unbewohnte, von Japan verwaltete aber auch von China beanspruchte Inseln im Chinesischen Meer in Konflikt geriet, scheute sich das Reich der Mitte nicht, Japan von der Belieferung mit Seltenen Erden auszuschließen.
Die westlichen Schlafwandler sind am Ende der Sackgasse angekommen und wachen langsam auf
Die Volksrepublik konnte diesen Weg gehen, weil China bei den Seltenen Erden einen Anteil von 90% an der weltweiten Förderung hat. Ähnlich hoch ist der chinesische Anteil an der weltweiten Graphitproduktion. Etwas besser, aber im Grund immer noch sehr schlecht sieht es für den Westen beim Kobalt und beim Nickel aus. Das für die Elektronik benötigte Kobalt kommt zu 68% aus der Volksrepublik, beim Nickel sind es „nur“ 65%.
Auch beim wichtigen Batteriemetall Lithium hat China mit einem Produktionsanteil von 58% eine maßgebliche Stellung inne und selbst das allgemein weit verbreitete Kupfer, das als Leitermaterial für die Energiewende unverzichtbar ist, kommt zu 40% aus Schmelzen, die im Reich der Mitte beheimatet sind.
Die massive Abhängigkeit des Westens von China ist nicht nur eine offene Flanke. Sie ist eine Sackgasse, in die man sich ohne Not, aber auch ohne strategischen Weitblick jahrelang selbst hinein manövriert hat. Nun wachen die Staaten des Westens langsam auf und stellen erschrocken fest, wie verletzlich und erpressbar sie und ihre Wirtschaften geworden sind.
Jetzt muss schnell und beherzt gehandelt werden
Dieser Erkenntnis müssen nun aber auch die notwendigen Konsequenzen folgen. Sie sind einerseits teuer und benötigen andererseits viel Zeit. Wenn es schnell geht, vergehen nur sechs Jahre bis ein Rohstoffprojekt in Produktion gehen kann. Doch in vielen Fällen geht es nicht schnell, sondern ausgesprochen langsam voran. Weshalb die Zeiten bis zur Inbetriebnahme einer neuen Mine inzwischen auf zehn bis 15 Jahre angewachsen sind.
Man kann von Donald Trump und der von ihm geführten Regierung halten, was man will. Doch eines muss man ihm lassen: Im Weißen Haus wurde längst erkannt, wie entscheidend es jetzt ist, die Genehmigungsprozesse deutlich zu beschleunigen. Damit ist zumindest ein Anfang gemacht.
Aber machen wir uns nichts vor. Weitere Schritte und Maßnahmen müssen folgen und bis sie alle realisiert sind, leben die westlichen Länder bei der Rohstoffversorgung am Rande des Produktionsstillstands. Denn wenn Chinas starker Arm es will, stehen im Westen mangels Rohstoffe sehr schnell alle Räder still.