In dieser Woche gab es eine auf den ersten Blick überraschende Kursentwicklung. Donald Trump verkündete weitreichende neue Zölle, die Anleger stießen überrascht von der Härte der Maßnahmen ihre Aktien ab, der US-Dollar ging auf Talfahrt, aber auch die Preise von Gold und Silber kamen zurück.
Dies war insofern ungewöhnlich, als sich das Gold für gewöhnlich konträr zum US-Dollar verhält. Nun aber fielen beide Kurse im Gleichklang, wenn auch nicht mit gleicher Geschwindigkeit. Der Grund für diese ungewöhnliche Entwicklung war, dass Donald Trump zuvor erklärt hatte, dass die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium von den Zöllen ausgenommen sind.
Damit entfiel der entscheidende Grund, der in den vergangenen Wochen zu dem starken Anstieg der Notierungen für Gold und Silber geführt hatten. Weil Zölle von den Anlegern befürchtet worden waren, hatten diese in großen Mengen physisches Gold in London gekauft und in die USA überführen lassen. Die gleiche Entwicklung war am Silbermarkt zu beobachten. Auch hier wurde sehr viel Silber in die USA eingeführt.
Arbitragehändler witterten ihre Chance und verschifften Gold und Silber in die USA
Dieser Ansturm endete in dem Augenblick abrupt, in dem Donald Trump versichert hatte, dass es keine Zölle auf Gold und Silber geben werde. Damit nivellierten sich umgehend die hohen Preisdifferenzen, die seit Anfang November zwischen den Kursen in London und New York zu beobachten waren. Die Differenz war so groß, dass Banken und Händler einen Anreiz hatten, Flugzeuge und Schiffe mit so viel Edelmetall zu beladen, dass die US-Handelsdaten dadurch verzerrt wurden.
Der Unterschied zwischen dem Front-Month-Comex-Gold und dem Spot-Gold in London fiel von über 62 US-Dollar am Mittwoch auf nur noch 23 US-Dollar pro Unze am Donnerstag, nachdem klar war, dass die Edelmetalle nicht in den Zollkonflikt hineingezogen werden. Beim Silber reduzierte sich der Unterschied, von mehr als einem US-Dollar pro Unze auf nur noch 24 Cent.
In voller Höhe waren die befürchteten Zölle in den USA nie in die Preise einberechnet worden, doch allein die Gefahr, dass die Zölle erhoben werden könnten, veranlasste die Händler, Short-Positionen auf den US-Märkten einzudecken, was zu einer anhaltenden Differenz führte. Dies wiederum schuf einen Anreiz, physisches Metall in die USA zu verschiffen.
Der Ansturm auf Gold und Silber verzerrte auch die US-Handelsdaten
Durch die physischen Bewegungen der letzten Monate sind die US-Edelmetallbestände auf den höchsten Stand seit Bestehen gestiegen, wobei die Goldbestände seit Ende November um 26,5 Millionen Unzen und die Silberbestände um 174,6 Millionen Unzen angestiegen sind. Die Zuflüsse spiegelten einen Wertzuwachs von über 80 Milliarden US-Dollar wider.
Die Goldimporte trugen dazu bei, dass das US-Handelsdefizit im Januar einen Rekordwert erreichte, was Ökonomen dazu veranlasste, das Edelmetall aus ihren Berechnungen herauszunehmen, um die Vergleichbarkeit der monatlichen Zahlen weiter zu gewährleisten. Auch in den Monaten Februar und März dürften die Goldzuflüsse in die USA hoch geblieben sein. Da einige in den letzten Wochen getätigte Geschäfte noch offen sind, dürften auch die Zahlen für den April noch von dieser Entwicklung betroffen sein.
Endet mit dem Ende der Arbitragegeschäfte nun auch die Rallye beim Gold? Kurzfristig ja, auf lange Sicht vermutlich nicht, Das unmittelbare Motiv, Gold und Silber zu kaufen und dieses in die USA zu verbringen, ist weggefallen. Damit dürfte der Druck auf die Preise wieder etwas nachlassen.
Langfristig hat sich an den Gründen für den Kauf von Gold und Silber nichts verändert
Aber auf lange Sicht hat sich nicht sehr viel verändert. Die Verschuldung der westlichen Staaten steigt weiter an und die politischen Systeme sind weiterhin von Chaos und einer großen Verunsicherung gekennzeichnet. Gerade der aktuelle US-Präsident dürfte durch seine Art, Politik zu machen, maßgeblich dazu beitragen, dass diese Unsicherheit den Märkten auch weiterhin erhalten bleibt.
Ein Bärenmarkt für Aktien wird nun immer wahrscheinlicher. Er erhöht für die Anleger die Dringlichkeit, nach Anlageklassen Ausschau zu halten, die auch in Zeiten einer Rezession Sicherheit und eine attraktive Rendite versprechen. Gold und Silber haben in früheren Abschwungphasen immer wieder ihre Stärke eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Deshalb könnten sie auch in einer potenziellen Rezession wieder sehr gefragt sein.
Für die Regierungen erhöht eine aufkommende Rezession die Dringlichkeit, den Schaden zu begrenzen. Dies könnte durch weitere Steuergeschenke und Zahlungen erfolgen, die selbst wiederum die Verschuldung erhöhen und die in Umlauf befindliche Geldmenge erhöhen. All dies lässt erwarten, dass der inflationäre Druck auch weiterhin hoch bleiben wird, was Investitionen in Gold und Silber tendenziell begünstigt.