Die US-Regierung will „Preisuntergrenzen“ in ausgewählten Sektoren einführen, um Marktverzerrungen durch China entgegenzuwirken. Das sagte Finanzminister Scott Bessent in Interviews mit US-Medien. Im Zentrum stehen kritische Rohstoffe wie Seltene Erden, deren Verarbeitung China seit Jahren dominiert. Parallel erwägt Washington laut Bessent weitere Beteiligungen an strategischen Unternehmen und den Aufbau einer staatlichen Mineralreserve. Ziel ist es, Lieferketten robuster zu machen und industriepolitische Instrumente systematisch einzusetzen.
Die Aussagen folgen auf neue chinesische Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden und verbundene Produkte. Peking verschärfte jüngst die Regeln und verlangt teils Genehmigungen selbst für Erzeugnisse, die nur geringe Mengen chinesischer Seltenerd-Materialien enthalten. Die US-Regierung reagierte mit der Drohung zusätzlicher Zölle; zugleich bemühen sich beide Seiten um Gespräche.
MP Materials als Testfall: Preisfloor, Offtake und Regierungsbeteiligung
Im Juli schloss das US-Verteidigungsministerium (DoD) mit MP Materials (NYSE: MP) eine umfassende Vereinbarung, die als Blaupause für künftige Public-Private-Partnerschaften gilt. Kernpunkte sind eine zehnjährige Preisuntergrenze von 110 US-Dollar pro Kilogramm für Neodym-Praseodym (NdPr), ein langfristiges Abnahmeabkommen für alle am geplanten Standort „10X Facility“ produzierten Magnete sowie eine Kapitalbeteiligung des DoD über Vorzugsaktien und Optionsscheine. MP Materials bleibt damit operativ eigenständig, erhält aber planbarere Cashflows und Abnahmesicherheit, während der Staat an Aufwärtsszenarien partizipiert.
Die Vereinbarung umfasst zusätzlich eine Finanzierung zur Erweiterung der Verarbeitungskapazitäten in Mountain Pass (Kalifornien), einschließlich der Trennung schwerer Seltenerd-Elemente. Laut DoD-Angaben soll so eine durchgängige US-Wertschöpfungskette von der Mine bis zum Magneten entstehen. Die Inbetriebnahme der neuen Magnetfabrik ist für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant.
Warum Seltene Erden sicherheitspolitisch relevant sind
Seltene Erden sind für Hochleistungsmagnete unverzichtbar – etwa in Antrieben von Elektrofahrzeugen, Windturbinen und zahlreichen Elektronik-Anwendungen. In der Rüstung gehen solche Magnete u. a. in Lenkflugkörper, Radar-Systeme und Kampfflugzeuge ein. Die starke Position Chinas in Verarbeitung und Veredelung hat in der Vergangenheit wiederholt Preisschwankungen und Abhängigkeiten befeuert. Die jüngsten Exportauflagen Pekings verstärken die Sorge vor Engpässen entlang westlicher Lieferketten; entsprechend diskutieren die USA und G7-Partner über koordinierte Gegenmaßnahmen.
Vor diesem Hintergrund wirken die nun in Aussicht gestellten Preisuntergrenzen wie ein industriepolitisches Sicherungsnetz: Fällt der Marktpreis unter den definierten Schwellenwert, soll ein staatlicher Mechanismus greifen – im Fall MP Materials strukturiert ähnlich einem „Contract-for-Difference“. Umgekehrt behalten die öffentlichen Kassen einen Anteil an möglichen Upside-Szenarien. Damit will Washington vermeiden, dass westliche Anbieter in Phasen aggressiver Preissetzung aus dem Markt gedrängt werden.
Was Bessents Signale für Unternehmen und Investoren bedeuten können
Bessent stellte weitere staatliche Beteiligungen in Aussicht – gezielt in Sektoren, die als sicherheitsrelevant gelten. Gleichzeitig betonte er Grenzen staatlicher Eingriffe. Für Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Seltener Erden – vom Bergbau über die Trennung bis zur Magnetfertigung – erhöhen solche Instrumente tendenziell Planbarkeit und könnten die Standortwahl für neue Kapazitäten beeinflussen. Welche Firmen konkret adressiert werden, blieb offen. Klar ist jedoch: Die Regierung koppelt Rohstoffpolitik, Handelspolitik und Verteidigungsinteressen enger, um die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten zu verringern.
Unterdessen reagierten die Aktien mehrerer Produzenten und Verarbeiter Seltener Erden und „Critical Minerals“ zuletzt mit Kursgewinnen – ein Hinweis darauf, dass der Markt weitere industriepolitische Schritte einpreist. Ob und wie schnell die angekündigten Preisuntergrenzen sektorenübergreifend umgesetzt werden, dürfte sich in den kommenden Wochen abzeichnen – nicht zuletzt im Lichte der fortgesetzten Gespräche zwischen Washington und Peking über Exportregeln und Zölle.
Ucore Rare Metals gehört zu den Profiteuren
Zu den Firmen, die bereits seit Jahresmitte von den sich verschärfenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China profitieren und zuletzt teilweise drastische Kursgewinne verbuchten, gehört auch die kanadische Ucore Rare Metals (WKN A2QJQ4/ TSXV UCU), die über eine – den üblichen Verfahren überlegene – Methode zur Aufbereitung der Seltene Erden-Ausgangsmaterialien namens RapidSX verfügt. Bei Ucore hat man den sich anbahnenden Konflikt mit China bereits vor Jahren erkannt und bewusst entschlossen, sich als Teil einer westlichen Lieferkette für Seltene Erden zu etablieren. RapidSX übrigens ist nach Angaben des Unternehmens nicht nur schneller als die in China übliche Solvent Extraction (SX), sondern übt auch einen weniger negativen Einfluss auf die Umwelt aus.
Ucore, Goldinvest.de berichtet schon seit Langem über das Unternehmen, plant, eine erste Seltene Erden-Produktionslinie schon im zweiten Halbjahr 2026 in Betrieb zu nehmen. In der Anlage im US-Bundesstaat Louisiana, die bereits mit insgesamt mehr als 22 Mio. USD vom US-Verteidigungsministerium gefördert wird, sollen dann nach und nach weitere Fertigungsstraßen in Betrieb gehen. Erst vor Kurzem meldete Ucore zudem die Kooperation mit einem australischen Technologieunternehmen, die es erlauben soll, auch Material aus unterschiedlichsten Quellen wie z.B. Elektroschrott zu nutzen.
