Stand: 11.07.2025 von Florian Grummes
Der Goldpreis geriet ab Mitte Juni zunächst deutlich unter Druck und fiel von 3.451 US-Dollar auf 3.246 US-Dollar zurück. Die daraus resultierende überverkaufte Marktsituation lockte jedoch rasch neue Käufer an, was zu einer schnellen Erholung bis auf 3.366 US-Dollar führte. In den letzten Tagen kam es von diesem Niveau aus erneut zu einem Rücksetzer, der jedoch das Juni-Tief mit 3.282 US-Dollar bislang klar verfehlte. Kurz vor dem Wochenende kratzt der Goldpreis bereits wieder an die Marke von 3.360 US-Dollar.
Insgesamt bemüht sich der Goldpreis damit – passend zum saisonalen Muster – um eine Trendwende (Sommer-Rally) nach oben, während übergeordnet seit Ende April der starke Jahresauftakt mit einer seitwärtsverlaufenden Konsolidierung auf hohem Niveau verdaut wird.
Silber ingegen konnte vor vier Wochen einen markanten Ausbruch über den 13-jährigen Widerstand bei 35 USD verzeichnen und stieg im Anschluss zügig bis auf 37,31 USD an.
Aufgrund der zwischenzeitlichen Schwäche beim Goldpreis blieb das erhoffte Momentum jedoch aus, sodass auch Silber in eine zähe Seitwärts-Konsolidierung überging.Positiv zu werten ist, dass sich die Notierungen dabei konsequent oberhalb der wichtigen 35-USD-Marke behaupten konnten, womit der Ausbruch bestätigt wurde.
Kurz vor dem Wochenende zeigen sich die Silber-Bullen erneut von ihrer starken Seite und treiben den Preis auf ein neues 13-Jahreshoch bei 37,82 USD. Infolgedessen sinkt das Gold/Silber-Ratio weiter und notiert aktuell bei „nur noch“ 89.
Mit dem Ausbruch über den langjährigen Widerstand bei 35 US-Dollar könnte Silber nun im Prinzip bis auf zunächst 40, 45 und ca. 50 US-Dollar ansteigen und damit sein Nachholpotenzial entfalten.

Diese jüngste relative Stärke des Silberpreises gegenüber Gold, kombiniert mit weiteren technischen und fundamentalen Faktoren, deutet auf eine mögliche Trendwende im Rohstoffsektor hin – und zwar zugunsten von Industriemetallen wie Kupfer.
Die historisch hohe Gold/Kupfer-Ratio kam in der laufenden Woche bereits deutlich zurück, nachdem Donald Trump mit der Ankündigung eines 50-prozentigen Einfuhrzolls auf Kupfer für erhebliche Turbulenzen an den internationalen Rohstoffmärkten gesorgt hatte.
Infolge dieser Nachricht sprang der Kupferpreis innerhalb weniger Minuten um bis zu 11 % auf ein Allzeithoch von 5,896 US-Dollar pro Pfund, bevor er sich bei etwa 5,70 US-Dollar stabilisierte.
Die Aussicht auf den Zoll löste in den USA einen regelrechten Kaufrausch aus und schürte weltweit Sorgen vor Lieferengpässen, da Marktteilnehmer versuchten, noch vor Inkrafttreten möglichst viel Kupfer in die USA zu bringen.
Analysten sprechen von einem „Liquiditätsevent“ und erwarten, dass der Zoll zu einem deutlichen Preisaufschlag für US-Kupfer führen wird, der schon jetzt rund 25 % über dem LME-Preis liegt.Die Maßnahme dürfte das globale Angebot weiter verknappen, während die Nachfrage durch die Energiewende und den KI-Boom weiter steigt.
Allerdings könnten die hohen Preise nicht von Dauer sein, sollte der neue Zoll die Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie beeinträchtigen.

Parallel dazu sorgt die anhaltend hohe industrielle Nachfrage aus Asien – insbesondere aus den Bereichen Elektromobilität, erneuerbare Energien und Elektronik – für strukturelle Angebotsdefizite bei Silber und Kupfer.
Hinzu kommen makroökonomische Faktoren wie ein schwächerer US-Dollar, die Aussicht auf Zinssenkungen und die Suche nach Alternativen zu Gold, die verstärkte Kapitalzuflüsse in andere Rohstoffe begünstigen.
Bereits jetzt verzeichnen silbergedeckte ETFs deutliche Mittelzuflüsse, und auch bei Kupfer sowie anderen Industriemetallen und seltenen Erden zeigen sich ähnliche Trends.
Vor diesem Hintergrund spricht vieles dafür, dass die angelaufene Outperformance von Silber ein Frühindikator für eine breitere Rohstoffhausse sein könnte, bei der insbesondere Industriemetalle wie Kupfer das nächste Kapitel einer zyklischen Aufholjagd gegenüber Gold einläuten könnten.
Silber in US-Dollar – Tageschart

Obwohl der Silberpreis am 5. Juni klar über 35 US-Dollar ausgebrochen war, kam es in den vergangenen vier Wochen (noch) nicht zu der erwarteten „furiose Aufholjagd“.
Stattdessen konsolidierte der Silberpreis zäh und konfus zwischen ca. 35,50 und ca. 37 US-Dollar seitwärts.
Erst seit dem gestrigen Donnerstag entfaltet sich wieder neues Momentum und die Silbernotierungen konnten schnurstracks aus ihrer Konsolidierungs-Formation nach oben ausbrechen.
So wie es aussieht, wird sich die Silber-Hausse daher nun mit einer kleinen Verspätung entfalten. Zwar wartet bereits um 38 US-Dollar die nächste Widerstandsmarke, der Ausbruch auf ein neues 13-Jahreshoch hat aber gerade erst begonnen.
Zudem werden die Bollinger Bänder auf dem Tageschart nach dreieinhalb Wochen Konsolidierung nach oben aufgebogen (Bollinger Band Squeeze), was direkt für eine mehrtägige bzw. mehrwöchige scharfe Aufwärtsbewegung spricht.
Insgesamt nimmt der stabile Aufwärtstrend am Silbermarkt nach einer gesunden Verschnaufpause also wieder Fahrt auf.
Das nächste Kursziel ist die runde Marke von 40 US-Dollar. Darüber sollte es zu einem Durchmarsch bis auf ca. 45 und ca. 50 US-Dollar kommen.
Rohstoff-Hausse – Kupfer rücken in den Mittelpunkt
Während dem Goldpreis in den letzten zweieinhalb Monaten das Momentum etwas abhandengekommen ist, schicken sich Silber und Kupfer an ihre längst überfällige Aufholjagd zu starten.Dennoch bleibt Gold natürlich der maßgebliche Taktgeber für die grundsätzliche Richtung der Edelmetallmärkte.
Mit dem Tief bei 3.246 US-Dollar am 29. Juni dürfte das frühsommerliche Tief bzw. der Wendepunkt bereits gesehen worden sein. Trotzdem stiftet der Goldmarkt in dieser saisonal herausfordernden Phase gerne ein paar Wochen länger Verwirrung und legt seine Karten nicht vollständig offen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Sommer-Rally nicht mehr allzu fern ist.
Dementsprechend passt die starke Performance beim Silber sehr gut ins Bild.
Tatsächlich könnte Silber in diesem Sommer für Schlagzeilen sorgen. Nach Abschluss der Seitwärtsbewegung entfacht sich aktuell ein neues Momentum, welches die Silberpreise bis zum Spätsommer in Richtung von 40 USD, 45 USD und 50 USD treiben dürfte.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte
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