Nach Aussage des World Platinum Investment Council (WPIC) bleibt das Platinangebot nach wie vor hinter der Nachfrage zurück, was zu einem strukturellen Defizit im Platinmarkt führe. Für dieses Jahr wird ein Defizit von 966.000 Unzen erwartet. Die Experten sehen unter anderem deshalb ein überzeugendes Investitionsargument für das Edelmetall.
Zumal der WPIC damit rechnet, dass das Angebot aus der Minenproduktion auf den tiefsten Stand seit Jahren fallen wird. Wie die Analysten erklärten, hätten die Platinproduzenten 2024 vor allem damit verbracht, ihre Assets zu restrukturieren und die Investitionsaufwendungen zurückzufahren, nachdem die Metalle der Platingruppe zuvor nur niedrige Preise erzielt hatten. Und auch das Volumen des aus dem Recycling gewonnenen Metalls sei noch nicht wieder auf historisches Niveau zurückgekehrt.
Potenzial auf stärkeres Nachfragewachstum bei Platin
Gleichzeitig, heißt es vom WPIC weiter, sei die Nachfrage nach dem Edelmetall vergleichsweise robust. Zwar sei dieses Mal mit einem Rückgang von 4% im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen, doch sei dies vor allem auf Zyklizität der Glasindustrie zurückzuführen. Dieses Jahr, so der WPIC, würden deutlich weniger neue Glasproduktionsanlagen in Betrieb genommen. Was dazu führen dürfte, dass die Nachfrage nach Platin aus dem Glassenktor im Jahresvergleich um 58% von 690.000 auf 289.000 zurückgeht.
Nach Ansicht des WPIC sind im Platinmarkt sowohl das Angebot als auch die Nachfrage vergleichsweise „unelastisch“, was heißen soll, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass das Volumen beider Seiten schwankt, wenn sich der Preis ändert – zumindest kurzfristig. Die Experten glauben, dass dies eine attraktive Investitionsgelegenheit darstellt.
Zudem bestehe Potenzial, auf ein stärkeres Nachfragewachstum als bislang vom WPIC angenommen. Die Chance darauf sieht man vor allem im Bereich der Investment- und der Schmucknachfrage.
Zudem gehen die Analysten zwar weiterhin davon aus, dass sich die Elektrifizierung der Antriebssysteme fortsetzen und damit die Platinnachfrage langsam zurückgehen wird. Man rechnet aber jetzt damit, dass sich dieser Trend verlangsamt. Was wiederum bedeuten würde, dass die Nachfrage aus dem Automobilsektor länger höher ausfallen dürfte, als bisher erwartet – und zwar trotz des unsicheren Ausblicks für die Wirtschaftsentwicklung. Zumal ein Anstieg aufgrund der Nachfrage nach Hybridfahrzeugen erwartet wird.
Strukturelles Platindefizit tief verwurzelt
Der WPIC ist zudem der Meinung, dass das strukturelle Defizit im Platinmarkt tief verwurzelt ist und die überirdischen Lagerbestände weiter zusammenschmelzen lässt. Zum Ende dieses Jahres dürften diese nur noch bei knapp drei Monaten Nachfrage liegen, was ein untragbar niedriges Niveau sei.
Darüber hinaus sei es von Vorteil, dass die einzigartigen Eigenschaften des Edelmetalls in einer Reihe diverser Branchen und Endmärkte benötigt würden. Das helfe, die negativen Auswirkungen von Handelsbarrieren und deren negativen Einfluss auf die weltweite Wirtschaftsleistung zu begrenzen. Entsprechend, so der WPIC weiter, sei der Einfluss der Zollpolitik auf die Nachfrageentwicklung 2025 geringer als man meinen könne.
Wirtschaftliche Risiken sowie Risiken in Bezug auf die globalen Handelsstreitigkeiten könnten demzufolge zwar die Platinnachfrage drücken, doch sei ein Szenario, das zu einer signifikanten Reduzierung des Angebotsdefizits im Platinmarkt führen könnte, schwer vorstellbar, erklärten die Experten.
Überzeugendes Investitionsargument für Platin
Man müsse eigentlich davon ausgehen, dass ein Markdefizit zu einem Preisanstieg führe, der wiederum dafür sorge, dass neues Angebot auf den Markt kommt. Allerdings sei das bei Platin zumindest kurzfristig kaum der Fall, sodass der Markt über längere Zeiträume hinweg im Ungleichgewicht – und damit der Preis erhöht – bleiben könne.
Die These des WPIC ist zudem, dass die steigende Wahrnehmung der starken Angebot/Nachfrage-Fundamentaldaten und des daraus resultierenden strukturellen Defizits das überzeugende Investmentargument für Platin stützen. Zudem, so die Analysten weiter, würde dieses Argument durch die robusten und diversifizierten Nachfragetreiber für das Metall sowie die Entstehung neuer Nachfragetreiber auf Grund der Verwendung des Edelmetalls in Technologien zur Verwendung von Wasserstoff in der Energiewende unterfüttert. Und schließlich würden der deutliche Abschlag des Platinpreises zum Goldpreis sowie die deutliche Unterbewertung gegenüber der historischen Platinpreisentwicklung für eine interessante Investitionschance sorgen, so der WPIC.