Newmont (WKN: 853823), der weltweit größte Goldproduzent hat seine Zahlen für das letzte Quartal vorgelegt und die können sich eigentlich sehen lassen, denn der gemeldete Gewinn je Aktie lag mit 1,71 US-Dollar deutlich über den 1,44 US-Dollar, die von den Analysten im Vorfeld erwartet worden waren. Im Jahresvergleich stieg der Nettogewinn um 95 Prozent auf 1,8 Milliarden US-Dollar an und der Umsatz erhöhte sich auf 5,27 Milliarden US-Dollar.
Ungeachtet dieser sehr guten Ergebnisse gab die Newmont-Aktie, kaum dass die Ergebnisse publiziert worden waren, innerhalb weniger Minuten um fünf Prozent nach und fiel im Tief bis auf 82,60 US-Dollar zurück. Anschließend erholte sich der Kurs zwar wieder etwas, doch der negative Eindruck blieb bis zum Ende des Handels bestehen.
Das ist bemerkenswert, denn normalerweise werden Gewinnanstiege von annähernd 100 Prozent bei einem KGV von 12 an der Börse als ein Kaufsignal gewertet. Als Grund für diese im ersten Augenblick überraschende Reaktion der Anleger ist die laufende Korrektur zu nennen. Sie lässt die Investoren momentan in jeder noch so gut gekochten Suppe ein Haar finden.
Die in der letzten Dekade vernachlässigte Exploration ist die Achillesverse der Branche
Bei Newmont stießen sich die Marktteilnehmer nicht an den Zahlen, sondern zeigten sich besorgt über die mittelfristige Zukunft des Unternehmens. Die langfristigen Wachstumsperspektiven sind für viele Anleger nicht mehr gegeben, erklärte der Rohstoffanalyst Tavi Costa. Damit wird der Finger in die schwerwiegendste und größte Wunder der Branche gelegt, denn die Versäumnisse der letzten zehn Jahre werden nun für alle sichtbar und es gibt für Newmont & Co. nur einen Weg, diesen Mangel kurzfristig zu beheben.
Der starke Anstieg des Goldpreises ist ein relativ junges Phänomen. Er nahm seinen Anfang, als die Notenbanken im Frühjahr 2022 als Reaktion auf die westlichen Sanktionen gegen Russland nach dem Beginn des Ukrainekriegs damit begannen, ihre konstanten Goldkäufe nochmals massiv zu erhöhen. In den zehn Jahren davor waren der Goldpreis und die mit ihm verbundenen Margen der Goldproduzenten jedoch deutlich niedriger.
Das führte in der gesamten Branche dazu, dass nach Kräften gespart werden musste und wo es nur ging auch gespart wurde. Aus diesem Grund haben nicht nur Newmont, sondern auch alle anderen Unternehmen der Branche ihre Ausgaben gekürzt und dabei vor allem bei der Exploration Kürzungen vorgenommen. Dieser Weg wird in Krisenzeiten im Rohstoffsektor gerne beschritten, denn die positiven Effekte der Einsparungen zeigen sich in den Bilanze sofort, während die negativen Folgen erst mit einem deutlichen Zeitverzug sichtbar werden.
Nun drängt die Zeit, aber die Exploration ist ein sehr zeitintensives Geschäft
Große Goldproduzenten wie Newmont haben ihre Explorationsbudgets in dieser Zeit stark verkleinert und auch die mittelgroßen Unternehmen folgten diesem Beispiel. Noch härter traf es die jungen Explorationsunternehmen. Sie verfügen über keinen stabilen Cashflow und sind deshalb darauf angewiesen, dass die Investoren bereit sind, für die Exploration neues Risikokapital zur Verfügung zu stellen.
Diese Bereitschaft fehlte in der vergangenen Dekade jedoch, da es die Anleger vorzogen, lieber in den Bitcoin und andere Kryptocoins zu investieren als Geld für neue Bohrungen zur Verfügung zu stellen. Als Konsequenz dieser Entwicklung können die vergangenen 15 Jahre im Bergbausektor mit Blick auf die unterlassene Exploration nur als verlorene Jahre gelten. Erst jetzt fließt langsam wieder Geld in diesen Sektor, doch es wird viel Zeit ins Land gehen, bis die Lücke wieder geschlossen werden kann.
Das weiß nicht nur das Management der großen Bergbaukonzerne, sondern das wissen auch die Investoren. Sie strafen Unternehmen wie Newmont für die Fehler der Vergangenheit nun hart ab, obwohl sie selbst mit ihrer Enthaltsamkeit sehr viel dazu beigetragen haben, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Ob dieses Verhalten fair ist, sei einmal dahingestellt.
Lieber teuer und schnell als preiswert und langsam
Fakt ist jedoch, dass die Anleger die Schwergewichte der Branche nun unter Druck setzen, weil die Wachstumsperspektiven nicht so schön sind wie der Markt es sich wünscht. Damit haben Firmen wie Newmont nun zwei grundverschiedene Optionen. Sie können entweder selbst wieder Geld in die Hand nehmen und die Exploration ihrer bestehenden Minen und der noch nicht entwickelten Projekte, die sie bereits besitzen, forcieren. Dieser Weg ist der zweifellos kostengünstigere. Er hat aber den Nachteil, dass es viel Zeit kosten wird, ihn erfolgreich zu beschreiten.
Da das Management von Newmont um die sprichwörtliche Ungeduld des Marktes weiß, ist anzunehmen, dass man sich für die zweite Option entscheiden wird: die Übernahme anderer Unternehmen und ihrer Projekte. Sie ist zwar deutlich teurer, kann dafür aber sehr schnell realisiert werden. Das Geld dazu ist vorhanden, denn der hohe Goldpreis beschert den großen Produzenten derzeit hohe Margen und spült reichlich Geld in die Kassen.
Es scheint damit nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Branche im großen Stil wieder auf Einkaufstour gehen wird. Welcher Major sich wann als Erster zum Handeln genötigt sieht, ist schwer vorherzusagen. Wesentlich einfacher zu bestimmen sind die potentiellen Übernahmekandidaten. Sie werden über attraktive Projekte in sicheren Jurisdiktionen verfügen und entweder „unverheiratet“ sein oder von dem Partner übernommen werden mit dem gemeinsam sie derzeit im Rahmen eines Joint Ventures bereits ihr Projekt entwickeln.
Diese Chance werden sich viele Anleger nicht entgehen lassen
Die aktuelle Zwangslage von Newmont & Co. stellt für die Investoren damit eine Chance dar, die sie – zumindest zum Teil – mit ihren Verhalten selbst mit geschaffen haben. Wer von ihr profitieren will, richtet seinen Blick jetzt schon auf attraktive Minenentwickler mit Projekten, die groß und attraktiv genug sind, um Unternehmen wie Newmont, Barrick oder Agnico Eagle Mines zu interessieren.
Goldinvest verfolgt bereits seit längerer Zeit einige dieser Unternehmen. Im Goldsektor sind Goliath Resources und Sitka Gold Projektentwickler, die schon seit einiger Zeit beständig mit außergewöhnlichen Bohrergebnissen auf sich aufmerksam machen. Im Kupferbereich hat Brixton Metals mit BHP als strategischer Investor bereits einen kapitalstarken Partner an Bord, während Silver47 Exploration noch unverbunden ist aber in den USA mit seinen Projekten in Alaska, New Mexico und Nevada gleich drei heiße Eisen im Feuer hat.