Handelsstreit zwischen China und den USA beigelegt. Aber wie belastbar ist der Deal?

Handelsstreit China USA

Aufatmen an den internationalen Finanzmärkten, denn die USA und China haben ihren Handelsstreit vorerst beigelegt und sich auf ein Rahmenabkommen für ihre Handelsbeziehungen geeinigt. Der Vertrag bedarf noch der Zustimmung der beiden Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping, doch zunächst einmal scheint es, als wäre die Kuh vom Eis. Aber ist dem wirklich so? Haben die Unternehmen im Westen jetzt tatsächlich wieder einen freien Zugang zu den Seltenen Erden und anderen als kritisch eingestuften Rohstoffen? Und wenn ja, für wie lange?

Amerikanische Vertreter erklärten nach dem Abschluss der Beratungen, dass das neue Handelsabkommen auf dem im Mai in Genf erzielten Abkommen zur Lockerung von Vergeltungszöllen basiere. Dieses war wegen Chinas Beschränkungen für den Export von Seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien wie Antimon ins Stocken geraten.

Für die Vereinigten Staaten war die Aufhebung der chinesischen Beschränkungen für den Export von Seltenen Erden ein grundlegender Teil des Abkommens. Ohne sie hätte es keine Einigung gegeben. Das zeigt einerseits, dass die chinesische Seite die Seltenen Erden ganz bewusst als Druckmittel in Verhandlungen mit den USA einsetzt und diesen Vorteil für sich zu nutzen weiß.

Andererseits wird aber auch deutlich, wie unverzichtbar der Zugang zu diesen Mineralien für all jene Unternehmen ist, die auf dem Weltmarkt auch morgen noch ihre Produkte erfolgreich absetzen wollen. Nach dem Abschluss des Abkommens erklärten beide Seiten, dass die bilateralen Verhandlungen bei Bedarf weiter fortgesetzt werden.

Dauerhafte Verständigung oder nur eine zeitweilige Beruhigung des Handelsstreits?

Dieser Bedarf könnte schneller wieder akut werden als den meisten Marktteilnehmern bewusst ist, denn zum einen sitzt im Weißen Haus in Washington mit Donald Trump ein Präsident, der in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, wie schnell und auch wie grundlegend er seine Meinung ändern kann. Das von ihm in seiner ersten Präsidentschaft ausgehandelte nordamerikanische Freihandelsabkommen bezeichnete er in diesem Frühjahr als einen besonders schlechten Vertrag und belegte Kanada und Mexiko unverzüglich mit hohen Strafzöllen.

Es ist gewiss zu begrüßen, wenn Washington und Beijing direkt miteinander sprechen und nicht nur als Reaktion auf die Aktionen des jeweils anderen massiv an der Zoll- und Sanktionsschraube drehen. Erfreulich ist auch, dass man in der Lage war, einen Kompromiss zu finden. Selbstverständlich ist dies jedoch keineswegs.

Dazu ist die Rivalität zwischen beiden Ländern viel zu groß. Hier geht es nicht nur um ein paar Milliarden mehr oder weniger Welthandel, sondern knallhart um die Weltherrschaft. Zwar wird allgemein davon gesprochen, dass die unipolare Welt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nun von einer multipolaren Welt abgelöst werde, doch wirtschaftlich, politisch wie auch militärisch dominieren derzeit China und die Vereinigten Staaten das Geschehen.

Der sino-amerikanische Konflikt wird die kommenden Dekaden bestimmen

Die anderen Länder und Staatenblöcke spielen zwar mit, aber bestenfalls die zweite Geige. Damit ist absehbar, dass der Wettstreit zwischen den USA und China auch in den 2030er und 2040er Jahren das beherrschende Thema der Weltpolitik sein wird und jeder kleine Vertrag, der zwischen den beiden Kontrahenten vereinbart wird, nimmt vielleicht ein wenig Spannung aus dem System, stellt aber den scharfen Gegensatz in den Interessen der beiden Länder grundsätzlich nicht infrage.

Alle direkt und auch indirekt Beteiligten tun deshalb gut daran, sich warnend vor Augen zu führen, dass wir in den kommenden Monaten nichts anderes als die Ruhe vor dem nächsten Sturm erleben werden. Wann dieser aufkommen wird und welcher Streitpunkt ihn konkret hervorrufen wird, das liegt heute noch im Nebel der Zukunft.

Klar ist jedoch: Es wird neuen Streit geben und wenn dieser losbricht, hat China mit seiner Dominanz bei den Seltenen Erden weiterhin ein sehr scharfes und extrem starkes Druckmittel in seiner Hand. Wird China diese Karte erneut spielen? Davon ist auszugehen, denn auch die USA würden im Zweifelsfall nicht zögern, diesen Vorteil für sich zu nutzen, würden sie bei einem kritischen Rohstoff 90 Prozent der weltweiten Förderung kontrollieren.

Aus der Seltene-Erden-Falle gibt es nur einen Ausweg

China wird seine Jocker so lange ausspielen, wie es sie hat. Das bedeutet für die Seltenen Erden und die Versorgung mit ihnen, dass der Zugang des Westens zu diesen kritischen Metallen immer vom Wohlwollen der Führung in Beijing abhängen wird. Ist dieses Wohlwollen vorhanden, dürfte die Versorgung gesichert sein. Fehlt es, könnte die westliche Produktion schnell stillstehen.

Damit gibt es für die westlichen Länder im Allgemeinen und die USA im Besonderen nur einen einzigen Ausweg aus der Misere und der besteht darin, eigene Selten-Erden-Vorkommen in ausreichender Zahl und Größe zu entwickeln. Wird dieser Weg beschritten, könnte am Ende eine Situation stehen, in der es zwar immer noch jede Menge amerikanisch-chinesische Gegensätze gibt, aber eine Erpressung des Westens mit den Seltenen Erden hat keine Aussicht auf Erfolg mehr.

Der Weg dorthin ist lang, denn er setzt nicht nur die Entwicklung eines einzigen Seltenen-Erden-Projekts voraus. Benötigt werden gleich eine ganze Anzahl von Projekten, denn nicht jede Lagerstätte enthält alle Seltenen Erden in der gewünschten Menge und wenn man bei den Seltenen Erden schon anfängt, macht es viel Sinn, bei Graphit, Magnesium und Antimon gleich weiter zu machen, denn auch hier kontrolliert die Volksrepublik den Weltmarkt und hält damit ein Druckmittel in ihren Händen, dass bei Bedarf jederzeit wieder eingesetzt werden kann.

Wird aus den Fehlern der Vergangenheit jetzt endlich gelernt?

In den Jahren 2011 und 2012 standen die westlichen Staaten schon einmal an einer ähnlichen Weggabelung. China stritt sich mit Japan um unbewohnte Inseln im Chinesischen Meer und stellte die Lieferung von Seltenen Erden ein. Fieberhaft wurde damals ebenfalls nach eigenen Lagerstätten gesucht und die Aktien der Entwickler für Seltene-Erden-Projekte erlebten an der Börse einen massiven Boom.

Dieser brach jedoch in dem Augenblick kraftlos in sich zusammen, in dem China sich entschloss, seine Vorherrschaft bei den Seltenen Erden zu verteidigen. Nicht nur Japan wurde daraufhin wieder mit den benötigten Seltenen Erden beliefert, sondern der gesamte Weltmarkt wurde mit den Metallen geradezu geflutet. Das ließ die Preise so stark fallen, dass sich keines der neuen Projekte im Westen mehr rechnete.

Die Industrie des Westens reagierte opportunistisch und kaufte dort, wo es am günstigsten war, die Investoren bekamen kalte Füße und sorgten sich um ihre Investitionen und nach und nach wurde ein Selten-Erden-Projekt nach dem anderen still und heimlich wieder beerdigt. Chinas genialer Plan ging dadurch auf. Heute mehr als zehn Jahre später hat sich die massive Abhängigkeit des Westens nicht reduziert und die westlichen Länder blicken zurück auf ein verlorenes Jahrzehnt.

Zwei schwierige Dekaden liegen vor den westlichen Staaten

Die verlorene Zeit holt niemand mehr zurück und sie spielt China für die kommenden zehn Jahre weiter in die Karten, denn so lange wird es dauern bis Ucore Rare Metals (TSXV: UCU, OTCQX: UURAF, WKN: A2QJQ4) und andere Entwickler von Seltenen-Erden-Projekten eine ausreichend große Zahl von eigenen Projekten an den Start gebracht haben.

Ucore Rare Metals wird von der US-Armee mit Zuschüssen unterstützt und baut in diesen Tagen in Alexandria im US-Bundesstaat Louisiana seine erste kommerzielle RapidSX™-Anlage zur Verarbeitung Seltener Erden-Ausgangsmaterialien mit der dazugehörigen Infrastruktur auf. Das Unternehmen befindet sich damit zeitlich und finanziell gesehen durchaus in einer vorteilhaften Position. Doch entscheidend ist nun, dass dieser Weg nicht nur bei Ucore, sondern in Gänze unbeirrt fortgesetzt wird und die Fehler der Jahre 2012, 2013 und 2014 nicht ein zweites Mal gemacht werden.

Wiederholen sich die Fehler der Vergangenheit, wird China das Ringen für sich entscheiden. Setzt sich der Westen jedoch endlich auf seine Hinterbeine und beendet seine massive Rohstoffabhängigkeit vom Reich der Mitte, wird das Druckpotenzial der Chinesen von Jahr zu Jahr kleiner. Bis das Ziel erreicht ist, liegen aber noch höchst anspruchsvolle und auch unsichere zehn bis zwanzig Jahre vor uns.

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