Gold setzt seinen Aufwärtstrend fort. Nach Einschätzung von UBS Global Wealth Management könnte das Edelmetall angesichts anhaltender politischer und handelspolitischer Unsicherheit sowie fallenden Realzinsen, eines schwächeren US-Dollars und steigender Staatsverschuldung in Richtung 4.700 US-Dollar je Feinunze klettern.
Die Experten verweisen darauf, dass Gold seit Jahresbeginn um mehr als 60 % zugelegt und damit die meisten Anlageklassen hinter sich gelassen hat. Kurzfristige Schwankungen seien möglich, die strukturellen Treiber blieben jedoch intakt. Parallel dazu rücken auch Minenaktien in den Fokus, da ihre freien Cashflows in einem anziehenden Preisumfeld überproportional steigen könnten.
Gold im Aufwind: Makrotreiber im Überblick
Die jüngste Dynamik bei Gold speist sich aus einer ganzen Reihe makroökonomischer Faktoren. Wiederaufflammende Handelskonflikte belasten die Risikostimmung, während haushaltspolitische Auseinandersetzungen in den USA – bis hin zum Shutdown der Regierung, wo sich kein Ende abzeichnet – als Unsicherheitsquelle wirken. Dazu kommen geopolitische Spannungen in mehreren Regionen. In solchen Phasen nehmen Anleger erfahrungsgemäß Zuflucht in als robust geltende Vermögenswerte wie das gelbe Metall. Im Terminhandel (z. B. COMEX-Futures) wie auch am Spotmarkt (XAUUSD) zeigte sich zuletzt eine deutliche Belebung, nachdem Gold zu Wochenbeginn die Verluste vom vorangegangenen Freitag nahezu wettmachte. Für die Marktteilnehmer steht offenbar weniger die kurzfristige Nachrichtenlage als vielmehr die Frage im Mittelpunkt, ob die mittelfristigen Rahmenbedingungen – vor allem Zinsen und Währungsentwicklung – die Nachfrage weiter stützen.
Realzinsen, US-Dollar und die Rolle der Notenbanken
Ein Kernargument der UBS: Die realen Renditen in den USA könnten im Zuge von Leitzinssenkungen der Federal Reserve bei gleichzeitig hartnäckiger Inflation in den negativen Bereich rutschen. Negative Realzinsen reduzieren die Opportunitätskosten der Goldhaltung, da Gold keine laufenden Erträge zahlt. Zugleich schwächt ein nachgebender US-Dollar üblicherweise die Kaufbarrieren für Investoren außerhalb des Dollarraums und kann so zusätzliche Nachfrage auslösen. Ein weiterer Baustein ist das anhaltende Kaufinteresse der Notenbanken. Viele Zentralbanken diversifizieren seit geraumer Zeit ihre Reserven – ein Prozess, der den Markt für Gold strukturell unterstützt und die Preissensitivität gegenüber einzelnen Konjunkturdaten verringern kann. Diese Mischung aus Geldpolitik, Währungsentwicklung und staatlicher Nachfrage bildet den Hintergrund für den von UBS skizzierten positiven Rahmen.
Rekordzuflüsse in Gold-ETFs und robuste Gesamtnachfrage
Neben Zentralbanken tragen auch Kapitalströme institutioneller und privater Anleger zur Marktlage bei. Laut World Gold Council verzeichneten weltweit investierende Gold-ETFs im September Zuflüsse von rund 17 Mrd. US-Dollar; über die drei Monate bis Ende September summierten sie sich auf 26 Mrd. US-Dollar – das stärkste Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen. Solche ETF-Zuflüsse wirken wie ein direkter Hebel auf den physischen Bedarf, da die Fonds ihre Bestände entsprechend aufstocken. In Kombination mit der Zentralbanknachfrage schätzt UBS die globale Gold-Nachfrage für das laufende Jahr auf etwa 4.850 Tonnen – den höchsten Wert seit 2011. Dieser strukturelle Unterbau erklärt, warum zwischenzeitliche Rücksetzer bislang eher als Verschnaufpausen denn als Trendwende gelesen wurden. Dass Gold zudem nur gering mit Aktien und Anleihen korreliert, macht das Edelmetall für viele Portfolios zu einem Baustein, der das Gesamtrisiko glätten kann – eine Einordnung, die UBS in ihrem Marktausblick betont.
Ausblick: Preisziele, Volatilität und Minenaktien
Im sogenannten Upside-Szenario beziffert UBS das Potenzial für den Gold-Spotpreis auf bis zu 4.700 US-Dollar je Unze. Entscheidend sei, ob die genannten Treiber – negative Realzinsen, schwächerer Dollar, anhaltende Zuflüsse und geopolitische Risiken – zusammenfallen. Gleichzeitig weist die Bank auf mögliche Zwischenkorrekturen hin: Eine so starke Jahresperformance erhöhe die Wahrscheinlichkeit zunehmender Volatilität. Für Aktien aus dem Goldminensektor gilt: Steigende Preise schlagen über Margen und Cashflows häufig überproportional durch, was die Kursentwicklung einzelner Produzenten beeinflussen kann.
UBS argumentiert, dass ausgewählte Minenwerte in den kommenden sechs Monaten von dieser Konstellation profitieren könnten. Unabhängig davon bleibt die Botschaft nüchtern: Gold wird vor allem als Diversifikationsbaustein betrachtet, dessen Rolle sich in Phasen von Marktstress und politischer Unsicherheit besonders zeigt. Zu Wochenbeginn unterstreicht die Preisentwicklung dieses Narrativ – das Edelmetall begann fest und machte die Verluste vom Freitag weitgehend wett.
Fazit: Der Goldmarkt wird derzeit von einem seltenen Gleichlauf aus geldpolitischen, währungsseitigen und geopolitischen Faktoren geprägt. Sollten Realzinsen tatsächlich weiter sinken und der US-Dollar nachgeben, könnten Zuflüsse aus ETFs und Zentralbankkäufen die Nachfrage zusätzlich stützen. Die UBS hält unter diesen Voraussetzungen einen Vorstoß in Richtung 4.700 US-Dollar je Unze für möglich – mit entsprechendem Rückenwind auch für viele börsennotierte Goldproduzenten.