SX-EW-Verfahren

Definition: Was ist das SX-EW-Verfahren?

Das SX-EW-Verfahren (englisch: Solvent Extraction – Electrowinning) ist ein hydrometallurgisches Verfahren zur Gewinnung von Metallen wie Kupfer aus oxidiertem Erz. Es kombiniert zwei Schritte: die Lösungsextraktion (solvent extraction) und die elektrolytische Metallabscheidung (electrowinning). Diese Methode gilt als besonders effizient, um Metalle aus sogenannten Laugungslösungen zu isolieren und wird vor allem in der Kupferindustrie verwendet. Es kommt meist dann zum Einsatz, wenn die konventionelle Schmelzroute wirtschaftlich oder technisch nicht sinnvoll ist.

Technischer Hintergrund und Funktionsweise

Das SX-EW-Verfahren wird typischerweise nach einer vorhergehenden Laugung des Erzes eingesetzt. Dabei wird oxidisches Erz, oft aus oberflächennahen Lagerstätten, mit Schwefelsäure behandelt, sodass Kupfer in Lösung übergeht. Diese sogenannte PLS (Pregnant Leach Solution) mit gelöstem Kupfer wird anschließend im Lösungsextraktionsschritt gereinigt und konzentriert.

Im Extraktionsschritt wird das Kupfer durch einen organischen Lösungsmittel-Extraktant aus der wässrigen Phase entfernt. In einem weiteren Schritt, der Rückextraktion, wird das Kupfer wieder in eine saure Lösung überführt – die sogenannte Elektrolyt-Lösung. In der abschließenden elektrochemischen Abscheidung (Electrowinning) wird mithilfe von Gleichstrom reines Kupfer an Kathoden abgeschieden. Das Endprodukt ist hochreines Kathodenkupfer mit einem Reinheitsgrad von bis zu 99,99 %.

Wirtschaftliche und ökologische Vorteile

Das SX-EW-Verfahren zeichnet sich durch vergleichsweise geringe Investitions- und Betriebskosten aus, insbesondere im Vergleich zu traditionellen pyrometallurgischen Verfahren wie dem Schmelzen und Raffinieren. Zudem entfällt die Notwendigkeit, Schwefelverbindungen als Nebenprodukt zu behandeln, was zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck führt.

In ökologisch sensiblen Regionen ist das SX-EW-Verfahren daher oftmals die einzig verbleibende wirtschaftlich und gesellschaftlich akzeptable Lösung. Auch in Bezug auf ESG-Kriterien zeigt sich das Verfahren vorteilhaft: Es produziert weniger Emissionen und erlaubt die schrittweise Rekultivierung der Lagerstätte während der Förderung.

Relevanz für Rohstoffmarkt und Kapitalanleger

Für Anleger und Marktbeobachter hat das SX-EW-Verfahren strategische Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Bewertung von Explorations- und Entwicklungsprojekten im Kupfersektor. Die mögliche Anwendung des Verfahrens kann stark positive Effekte auf die Wirtschaftlichkeit eines Vorhabens haben – insbesondere bei Projekten mit hoher Oxidmineralisierung nahe der Oberfläche.

Unternehmen, die auf das SX-EW-Verfahren setzen, profitieren häufig von kürzeren Hochlaufzeiten, niedrigerem Energieverbrauch und besser kalkulierbaren Betriebsrisiken. Das macht sie aus Investorensicht attraktiver, insbesondere in einem Marktumfeld mit wachsendem Fokus auf Umweltverträglichkeit und Ressourcenoptimierung. In Explorationsberichten wird daher meist geprüft, ob sich Teile einer Lagerstätte potenziell für die SX-EW-Verarbeitung eignen.

Ein entscheidender Faktor bei der Machbarkeit ist die geologische Beschaffenheit des Erzes, die unter anderem durch eine geophysikalische Untersuchung oder durch Bohrungen mit einem modernen Bohrgerät erfasst wird. Auch die gesicherten Schürfrechte und die Art der Konzession beeinflussen die rechtliche Umsetzbarkeit.

Praktische Anwendung und aktuelle Entwicklungen

Die SX-EW-Technologie kam Ende der 1970er-Jahre verstärkt in der chilenischen Kupferindustrie zum Einsatz. Heute sind Chile, Peru und die USA führend in der Anwendung dieser Methode. Bedeutende Minen wie BHPs Escondida oder Freeport-McMorans Morenci nutzen SX-EW-Anlagen, um niedriggradiges Material rentabel zu verarbeiten.

Ein neuer Trend zeigt sich bei der Anwendung der SX-EW-Technologie auf andere Metalle wie Kobalt oder Nickel, insbesondere im Kontext der Elektrofahrzeugproduktion. Auch für Uranprojekte wird vereinzelt über eine angepasste Anwendung diskutiert. Solche Innovationen könnten das Verfahren künftig für weitere Rohstoffsegmente erschließen und die strategische Bedeutung nochmals erhöhen.

Fazit: Bedeutung des SX-EW-Verfahrens für die Rohstoffwirtschaft

Das SX-EW-Verfahren hat sich als wirtschaftlich und ökologisch vorteilhafte Alternative zum traditionellen Hüttenkupfer-Verfahren etabliert. Es ermöglicht die effiziente Gewinnung von hochreinem Kupfer und verbessert die Wirtschaftlichkeit vieler bergbaulicher Projekte erheblich, insbesondere in Emerging Markets mit hohem Anteil oxidischer Erze. Für Investoren stellt die Anwendbarkeit dieses Verfahrens bei neuen Projekten einen wichtigen Bewertungsfaktor dar, besonders unter ESG-Gesichtspunkten und sich verändernden regulatorischen Rahmenbedingungen. Wer sich mit Kapitalanlagen in Rohstoffunternehmen beschäftigt, sollte das SX-EW-Verfahren und seine Potenziale im Kontext globaler Rohstoffstrategien genau kennen.

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