Definition von Streubesitz
Streubesitz bezeichnet den Anteil der Aktien eines börsennotierten Unternehmens, der sich im Besitz vieler verschiedener Anleger befindet und frei an der Börse handelbar ist. Dieser Anteil ist nicht im festen Besitz von Großaktionären, strategischen Investoren, Unternehmensgründern oder dem Management. Der Streubesitz wird in Prozent der gesamten ausgegebenen Aktien angegeben und spielt eine zentrale Rolle bei der Bestimmung der Liquidität einer Aktie sowie bei der Gewichtung in Aktienindizes.
Entstehung und Berechnung des Streubesitzes
Der Streubesitz entsteht durch die breite Streuung von Aktien unter institutionellen Investoren und Kleinanlegern nach einem Börsengang (IPO) oder bei laufendem Handel. Typischerweise zählen Aktienpakete, die langfristig gehalten oder mit Stimmrechtsbindungen versehen sind, nicht zum Streubesitz. Dazu gehören zum Beispiel Beteiligungen von Unternehmen, Banken, Regierungen oder Gründern, die mehr als 5 % der Anteile halten.
Für die Berechnung des Streubesitzes subtrahieren Analysten oder Indexanbieter wie MSCI und FTSE die als „gebunden“ klassifizierten Anteile vom Gesamtkapital. Die restlichen Anteile gelten als frei handelbar und bilden den Free Float. Dieser Begriff ist in der Praxis nahezu gleichbedeutend mit Streubesitz, wobei „Free Float“ oft international verwendet wird.
Wirtschaftliche Bedeutung und Kapitalmarktbedeutung
Ein hoher Streubesitz gilt als Indikator für die Marktliquidität einer Aktie. Je größer der Anteil frei handelbarer Aktien, desto geringer ist in der Regel der Spread zwischen Kauf- und Verkaufspreis und desto leichter können Anleger Positionen auf- oder abbauen. Das macht Aktien mit hohem Streubesitz vor allem für institutionelle Investoren attraktiv.
Zudem hat der Streubesitz direkten Einfluss auf die Gewichtung eines Unternehmens in Aktienindizes. Viele Indexanbieter berücksichtigen bei der Berechnung der Indexgewichtung nicht die gesamte Marktkapitalisierung, sondern lediglich den Anteil, der auf Streubesitz entfällt. Das kann zur Folge haben, dass zwei Unternehmen mit gleicher Börsenbewertung unterschiedlich stark im Index vertreten sind, wenn sich der Streubesitz unterscheidet.
Streubesitz im Rohstoffsektor
Gerade bei jungen Explorationsgesellschaften im Rohstoffsektor ist der Streubesitz ein kritischer Faktor. Viele dieser Unternehmen starten mit einem geringen Streubesitz, da Gründer, Management und Frühphasen-Investoren einen großen Teil der Aktien halten. Erst mit fortschreitender Entwicklung, etwa durch Finanzierungen oder eine Kapitalerhöhung, gelangen zusätzliche Anteile in den Markt.
Ein niedriger Streubesitz kann in diesem Zusammenhang sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Einerseits erhöht er die Kursstabilität, weil wenige Aktien im Umlauf sind, andererseits kann er die Handelbarkeit einschränken und größere Investitionen erschweren. Für Anleger in Rohstoffaktien ist daher nicht nur die Projektqualität entscheidend, sondern auch die Aktionärsstruktur und der Free Float.
Praxisbeispiel und aktuelle Trends
Ein exemplarischer Fall zeigt, wie Unternehmen mit geringem Streubesitz bewusst Maßnahmen ergreifen, um für institutionelle Investoren attraktiver zu werden. So streben manche Rohstofffirmen nach einem Listing an einer größeren Börse, etwa durch ein Up-Listing von einem Venture-Exchange-Segment zur Hauptbörse. Parallel dazu erhöhen sie durch Kapitalmaßnahmen den Streubesitz und verbessern damit Liquidität und Visibilität bei Investoren.
Ein weiteres Trendthema ist ESG-Investing. Hier achten Investoren zunehmend auch auf die Governance-Struktur eines Unternehmens. Ein ausgewogener Streubesitz gilt als Zeichen für gute Corporate Governance, da keine einzelne Partei dominante Macht besitzt. Entsprechend korreliert ein erhöhter Streubesitz häufig mit einer besseren ESG-Bewertung im entscheidenden „G“-Kriterium („Governance“).
Fazit: Bedeutung des Streubesitzes für Anleger
Der Streubesitz ist weit mehr als eine rein technische Kennzahl. Er beeinflusst die Handelbarkeit, Indexzugehörigkeit und oft auch die Wahrnehmung eines Unternehmens am Kapitalmarkt. Für Investoren ist die Analyse des Streubesitzes daher ein wesentliches Kriterium bei der Aktienauswahl, besonders im Rohstoffsektor mit vielen kleineren, wachstumsorientierten Gesellschaften. Ein transparenter und ausreichend hoher Streubesitz signalisiert Stabilität, Liquidität und institutionelle Anschlussfähigkeit – Eigenschaften, die für langfristigen Anlageerfolg von zentraler Bedeutung sind.