Scoping Study

Definition: Was ist eine Scoping Study?

Eine Scoping Study ist die erste wirtschaftliche Bewertung eines Rohstoffprojekts und dient als vorläufige Machbarkeitsanalyse. Sie wird eingesetzt, um das wirtschaftliche Potenzial eines Explorationsvorhabens auf Basis begrenzter technischer Daten einzuschätzen. Ziel ist es, eine grobe Vorstellung von der Projekttragfähigkeit sowie den potenziellen Kosten, Erträgen und Risiken zu erhalten. Im angloamerikanischen Raum oft als „Preliminary Economic Assessment (PEA)“ bezeichnet, liefert die Scoping Study erste Anhaltspunkte für Investoren und Entscheidungsträger und bildet damit einen wichtigen Zwischenschritt zwischen Exploration und der detaillierteren wirtschaftlichen und technischen Planung.

Technischer Hintergrund und Anforderungen

Die Scoping Study basiert auf vorläufigen Daten wie geologischem Kartenmaterial, geochemischen Analysen, ersten Bohrprogrammen und ggf. frühen Bohrkernen. Auch wenn bei diesem frühen Studienschritt keine bis ins Detail ausgearbeiteten Minenpläne oder Produktionsmodelle erforderlich sind, fließen erste Abschätzungen zu Abbauverfahren, Infrastruktur, Energiebedarf und Umweltrisiken mit ein.

Technisch erfolgt die Auswertung in enger Anlehnung an die international anerkannten Berichtsstandards wie den JORC Code oder NI 43-101, insbesondere wenn Explorationsunternehmen an einer Börse notiert sind. Die zugrunde liegenden Daten müssen plausibel, aber nicht umfassend geprüft sein. So können Annahmen auf Basis ähnlicher Projekte oder Erfahrungswerte getroffen werden. Die Genauigkeit der Kostenschätzungen liegt typischerweise im Bereich von ±30 bis ±50 Prozent, was dem frühen Charakter der Studie entspricht.

Wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen

Rechtlich ist eine Scoping Study nicht als bindende Bewertung anzusehen, doch sie erfüllt zentrale Funktionen in der unternehmerischen und börslichen Kommunikation. Viele Rohstoffunternehmen, insbesondere an den Börsen in Australien, Kanada und London, veröffentlichen Scoping Studies, um Investoren über den Entwicklungsstand des Projekts zu informieren und Kapitalbedarf zu untermauern.

Aus regulatorischer Sicht gelten für eine Scoping Study unterschiedliche Offenlegungspflichten, abhängig vom Justizgebiet und dem jeweiligen Börsensegment. In Kanada etwa erlaubt der National Instrument 43-101 die Veröffentlichung einer Scoping Study nur dann, wenn klar angegeben wird, dass die Ergebnisse auf vorläufigen Annahmen beruhen und keine wirtschaftliche Machbarkeit nachweisen.

Relevanz für den Rohstoffmarkt und Investoren

Für den Rohstoffmarkt und Kapitalanleger stellt eine Scoping Study ein entscheidendes Dokument dar, weil es den Übergang von geologischer Prospektion hin zu konkreteren wirtschaftlichen Parametern markiert. Die enthaltenen Informationen zu potenziellen Fördervolumina, Kapitalkosten, Investitionsrenditen (IRR) und Nettobarwerten (NPV) geben Investoren eine erste Grundlage zur Bewertung.

Insbesondere im Junior-Explorationssektor dient eine Scoping Study als Signal für erhöhte Reife und Validität eines Projekts. Häufig folgen auf eine positive Scoping Study Kapitalerhöhungen oder Joint-Venture-Partnerschaften mit etablierten Bergbauunternehmen. Auch Kreditgeber und strategische Partner nutzen die Studie als Referenzpunkt zur Beurteilung der wirtschaftlichen Basis des Projekts.

Nicht zuletzt hilft sie Anlegern, Projekte zu vergleichen und ihr Risiko besser zu kalkulieren. Dennoch ist Vorsicht geboten: Aufgrund der vielen Annahmen und Unsicherheiten sollte eine Scoping Study eher als Indikation denn als endgültige Entscheidungsgrundlage verstanden werden.

Praxisbeispiel und aktuelle Entwicklungen

Ein klassisches Beispiel für die Anwendung einer Scoping Study liefert der australische Lithiumsektor. In den Jahren 2020 bis 2023 haben zahlreiche Lithium-Start-ups wie Core Lithium, Liontown Resources oder Vulcan Energy eine Scoping Study genutzt, um Investoren auf das Marktpotenzial aufmerksam zu machen. Gerade bei kritischen Rohstoffen mit hoher geopolitischer Bedeutung und stark wachsendem Markt taucht dieser Studienschritt oft als Türöffner in Gesprächen mit institutionellen Investoren auf.

Zudem zeichnet sich in den letzten Jahren ein Trend ab, Scoping Studies mit ESG-Kriterien zu verbinden. Aspekte wie CO₂-Fußabdruck, Wasserverbrauch oder lokale soziale Effekte werden zunehmend integriert, um regulatorischen und marktwirtschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Fazit: Elementarer Meilenstein im Projektlebenszyklus

Die Scoping Study stellt einen essenziellen Zwischenschritt im Lebenszyklus eines Rohstoffprojekts dar. Als erste wirtschaftlich-technische Bewertung dient sie der internen Entscheidungsfindung sowie der externen Kommunikation mit Kapitalgebern, Partnern und Märkten. Trotz ihrer vorläufigen Natur liefert sie wichtige Anhaltspunkte zur Dimension und Tragfähigkeit eines Projekts. Für Rohstoffanleger ist sie daher ein zentrales Orientierungselement – allerdings stets im Bewusstsein ihrer methodischen Limitationen. Eine fundierte Investitionsentscheidung sollte daher immer weitere Studien, inklusive Ressourcenschätzung und Machbarkeitsstudien, mit einbeziehen.

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