Definition der Pre-Feasibility Study (PFS)
Die Pre-Feasibility Study (PFS) ist eine zentrale Bewertungsstufe im Rahmen der Projektentwicklung von Rohstoffvorkommen. Sie dient der technischen und wirtschaftlichen Vorprüfung, ob ein geplantes Bergbauprojekt unter den gegebenen Voraussetzungen realisierbar ist. Im Entwicklungsprozess liegt sie zwischen der grob skizzierten Scoping Study und der detaillierten Machbarkeitsstudie (Feasibility Study). Eine PFS gibt erste belastbare Aussagen über die Rentabilität und technische Umsetzbarkeit eines Projekts, ist Voraussetzung für weiterführende Investitionsentscheidungen und wird von Rohstoffunternehmen gezielt eingesetzt, um das Interesse von Kapitalgebern und Aktionären zu erhöhen.
Technische Merkmale und wirtschaftlicher Hintergrund
Im Rahmen einer Pre-Feasibility Study werden verschiedene Kernelemente eines Rohstoffprojekts untersucht. Dazu gehören geologische Modellierungen, Aufbereitung der bisherigen Explorationsergebnisse, geotechnische Analysen, erste Produktionsabläufe, Auswahl geeigneter Fördermethoden sowie Infrastrukturabschätzungen. Eine PFS basiert auf Daten, die in frühen Phasen durch Maßnahmen wie Exploration, Bohrprogramme und Bohrkernanalysen erhoben wurden. Sie beinhaltet außerdem eine vorläufige Ressourcenschätzung, um das wirtschaftliche Potenzial des Vorkommens zu ermitteln.
Die wirtschaftliche Komponente ist integraler Bestandteil der PFS: Es werden vorläufige Kapital- (CAPEX) und Betriebskosten (OPEX) kalkuliert, erste Rückschlüsse auf Cashflows gezogen und Wirtschaftlichkeitskennzahlen wie der Net Present Value (NPV) oder der Internal Rate of Return (IRR) berechnet. Auch rechtliche, ökologische und regulatorische Aspekte – etwa Genehmigungsverfahren oder ESG-Risiken (Environmental, Social, Governance) – werden in die Bewertung einbezogen, wenn auch auf noch nicht abschließender Detailstufe.
Relevanz der PFS für den Rohstoffmarkt und Kapitalanleger
Für Investoren und Analysten, die auf Rohstoffunternehmen oder Minenentwicklungsprojekte setzen, bildet die Pre-Feasibility Study eine wichtige Entscheidungshilfe. Ihre Ergebnisse gelten zwar nicht als endgültig, sie stellen aber einen signifikanten Fortschritt gegenüber vagen Einschätzungen in der Frühphase dar. Eine positive PFS erhöht die Wahrscheinlichkeit einer späteren Projektumsetzung erheblich und kann somit direkten Einfluss auf den Unternehmenswert börsennotierter Explorationsfirmen haben.
Gerade an den Rohstoffmärkten mit ihren langen Entwicklungshorizonten ist eine erfolgreiche Pre-Feasibility Study ein vertrauensbildender Meilenstein, der institutionelle wie private Investoren überzeugen kann. Sie zeigt, dass ein Projekt nicht nur interessante Bohrergebnisse liefert, sondern auch technische und wirtschaftliche Konturen annimmt. Zudem können Unternehmen mit einer PFS potenzielle strategische Partner gewinnen – etwa größere Bergbaukonzerne oder Rohstoffhändler, die sich über Joint Ventures oder Offtake-Agreements engagieren wollen.
Praxisbeispiel und aktuelle Entwicklungen
Ein praxisnahes Beispiel liefert das Lithiumprojekt „Zinnwald“ in Sachsen. Das Projekt wurde über Jahre hinweg durch Prospektion und Probebohrungen vorangetrieben. Die Veröffentlichung einer positiven Pre-Feasibility Study im Jahr 2022 trug maßgeblich dazu bei, die Finanzierung für die nächste Projektphase zu sichern und das Vertrauen von Investoren zu stärken. Die PFS wies nicht nur auf ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau hin, sondern unterlegte auch ESG-relevante Faktoren wie den geplanten Einsatz erneuerbarer Energien und geringen Wasserverbrauch.
Aktuell zeigt sich der Trend, dass Pre-Feasibility Studies zunehmend auch ESG-Kriterien berücksichtigen – ein Punkt, der bei institutionellen Anlegern eine immer größere Rolle spielt. Internationale Standards wie NI 43-101 (Kanada) oder JORC Code (Australien) definieren zudem formale Anforderungen, die die Vergleichbarkeit und Transparenz der Studien verbessern.
Fazit: Bedeutung der PFS für Investoren und Projektentwicklung
Die Pre-Feasibility Study (PFS) ist ein entscheidendes Bindeglied zwischen geologischer Entdeckung und konkret geplanter Minenentwicklung. Für Unternehmen liefert sie ein strategisches Werkzeug zur Beurteilung der Projektfortführung, für Investoren ist sie ein Schlüsselkriterium bei der Risikobewertung und Kapitalallokation. Sie reduziert Unsicherheiten, schafft Vertrauen und steigert die Sichtbarkeit eines Projekts auf dem Kapitalmarkt. Wer als Anleger in Rohstoffwerte investiert, sollte den Veröffentlichungen von Pre-Feasibility Studies ebenso viel Aufmerksamkeit schenken wie Explorationsmeldungen – denn sie markieren den Übergang von Vision zu potenziell realisierbarem Vorhaben.