Free Float

Definition: Was bedeutet Free Float?

Der Begriff Free Float bezeichnet jenen Anteil der Aktien eines börsennotierten Unternehmens, der sich im Besitz von Investoren befindet und frei am Markt gehandelt werden kann. Nicht zum Free Float zählen Aktien, die beispielsweise von Großaktionären, dem Management, strategischen Partnern oder staatlichen Institutionen langfristig gehalten werden. Der Free Float wird üblicherweise in Prozent angegeben und stellt eine wichtige Kennziffer für Anleger, Analysten und Börsenindizes dar.

Berechnung und Abgrenzung zum Streubesitz

Der Free Float wird von Börsenbetreibern auf Grundlage öffentlich verfügbarer Informationen ermittelt. Maßgeblich ist dabei, ob ein Investor einen kontrollierenden Einfluss auf das Unternehmen ausübt. In der Regel gelten Beteiligungen ab 5 % als strategisch und zählen somit nicht zum Free Float. Unterschiede gibt es jedoch zwischen den einzelnen Börsenplätzen: Während die Deutsche Börse etwa nur Anteile unterhalb dieser Schwelle in den Free Float einbezieht, sind andere Märkte wie die Nasdaq bei der Definition teilweise großzügiger.

Häufig wird der Begriff synonym mit Streubesitz verwendet, wobei streng genommen der Streubesitz den gesamten, nicht in festen Händen befindlichen Aktienbestand beschreibt, unabhängig davon, ob dieser tatsächlich aktiv gehandelt wird. Der Free Float fokussiert dagegen gezielt auf die handelbaren Aktien am liquiden Sekundärmarkt.

Free Float in der Kapitalmarktpraxis

Ein hoher Free Float signalisiert eine breite Streuung des Aktienkapitals und impliziert grundsätzlich eine bessere Handelbarkeit an der Börse. Für institutionelle Investoren ist dies ein entscheidendes Kriterium, da sie auf liquide Märkte mit ausreichend Volumen angewiesen sind. Gleichzeitig beeinflusst der Free Float die Aufnahme in wichtige Börsenindizes wie den DAX, FTSE oder S&P 500. Eine geringe Free-Float-Quote kann dazu führen, dass ein Unternehmen trotz hoher Marktkapitalisierung nicht indexfähig ist.

Gerade bei Aktien kleinerer Rohstoffunternehmen ist der Free Float oft eingeschränkt. Gründer, Management oder strategische Partner halten häufig große Pakete, was den Publikumshandel limitiert. Für Anleger kann dies sowohl Vor- als auch Nachteile haben: Einerseits kann ein geringer Streubesitz zu stärker schwankenden Kursen führen, da bereits kleine Kapitalbewegungen große Preisimpulse auslösen. Andererseits erschwert es großvolumigen Verkäufern, ihre Positionen problemlos zu liquidieren.

Bedeutung für den Rohstoffsektor und Explorationsunternehmen

Im Rohstoffsektor, insbesondere bei Junior-Explorern und Entwicklungsfirmen im Edelmetallbereich, ist der Free Float ein kritischer Faktor für Investoren. Diese Firmen sind stark von der Fähigkeit abhängig, sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren – etwa durch eine Kapitalerhöhung. Ein ausreichender Free Float stellt sicher, dass neue Emissionen vom Markt aufgenommen werden können, ohne dass bestehende Aktionäre massiv verwässert werden.

Zudem beeinflusst ein ausgewogen strukturierter Free Float die Wahrnehmung der Aktie im Markt. Besteht ein signifikanter Anteil des Kapitals aus aktiven Investoren, die an einer langfristigen Wertschöpfung interessiert sind, stabilisiert dies die Kursentwicklung. Bei vielen Rohstoffunternehmen mit geringem Free Float droht allerdings das Risiko kursmanipulativer Aktivitäten, etwa durch sogenannte „Pump-and-Dump“-Muster in illiquiden Titeln.

Für Analysten und institutionelle Investoren ist der Free Float daher ein integraler Teil der Due Diligence. Unternehmen mit transparenten Eigentümerstrukturen, klar definiertem Aktionariat und ausreichendem Streubesitz genießen häufig größere Aufmerksamkeit im Research und können so langfristig Kapital zu besseren Konditionen einwerben.

Beispiel: Wirkung des Free Float bei einem Börsengang

Beim Börsengang (IPO) eines Unternehmen ist die Höhe des Free Float ein zentrales Vermarktungskriterium. Börsenplätze verlangen üblicherweise eine Mindestquote – etwa 25 % im regulierten Markt der Frankfurter Börse. In Kanada und Australien, wo viele Rohstoffunternehmen gelistet sind, legen die jeweiligen Börsen eigene Schwellenwerte fest.

Ein anschauliches Beispiel liefert der IPO eines mittelgroßen Lithium-Explorers, der im Jahr 2022 an der ASX debütierte. Obwohl das Unternehmen eine deutliche Marktkapitalisierung von über 300 Mio. AUD auswies, verzögerte sich die Indexaufnahme, da nur etwa 18 % der Aktien als Free Float handelbar waren. Erst eine spätere Zweitplatzierung, in der weitere Anteile an institutionelle Investoren abgegeben wurden, verbesserte die Handelbarkeit deutlich – und ermöglichte die Aufnahme in den All Ordinaries Index.

Fazit: Warum der Free Float für Rohstoffaktien entscheidend ist

Der Free Float ist eine zentrale Kennziffer zur Bewertung der Liquidität und Marktgängigkeit einer Aktie. Besonders im volatilen Rohstoffsektor beeinflusst er maßgeblich die Investierbarkeit und die langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten eines Unternehmens. Privatanleger wie institutionelle Investoren sollten ihn bei der Bewertung börsennotierter Explorationsgesellschaften berücksichtigen – nicht zuletzt, um Risiken illiquider Märkte oder plötzlicher Kursschübe realistischer einschätzen zu können. Ein transparenter, ausreichend hoher Free Float ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal und trägt zur nachhaltigen Positionierung eines Unternehmens am Kapitalmarkt bei.

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