Cut-Off-Grade

Was bedeutet Cut-Off-Grade?

Der Begriff Cut-Off-Grade bezeichnet im Bergbau die minimale Erzkonzentration eines bestimmten Metalls, bei der der Abbau unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten noch rentabel ist. Liegt der Metallgehalt eines Gesteins unterhalb dieses Schwellenwertes, wird das Material in der Regel nicht weiterverarbeitet, da die Kosten für Förderung, Transport und Aufbereitung den möglichen Ertrag übersteigen würden. Der Cut-Off-Grade wirkt somit wie ein ökonomischer Filter, der zwischen förderwürdigem Erz und Abraum unterscheidet.

Berechnung und Einflussfaktoren

Die Festlegung eines Cut-Off-Grades basiert auf einer Vielzahl von technischen und ökonomischen Parametern. Maßgeblich sind dabei das Marktpreisniveau des betreffenden Metalls, die Produktionskosten (inklusive Energie, Arbeitskraft, Infrastruktur), metallurgische Gewinnungsraten und die jeweilige Lagerstättengeometrie. Auch Transportkosten, Finanzierungsmöglichkeiten sowie regulatorische Aspekte wie Umweltauflagen können in die Berechnung einfließen.

Bei der Anwendung in einer Ressourcenschätzung wird der Cut-Off-Grade eingesetzt, um jene Gesteinsmengen zu definieren, die als wirtschaftlich gewinnbare Minerallagerstätte gelten. Je nach Projektphase oder Marktlage kann dieser Wert dynamisch angepasst werden. So kann ein niedrigerer Marktpreis den Cut-Off-Grade erhöhen, wodurch weniger Material als förderwürdig gilt – und umgekehrt.

Bedeutung im Explorationsprozess

Bereits in der frühen Exploration eines Rohstoffprojekts spielt der Cut-Off-Grade eine zentrale Rolle. Durch Bohrprogramme und die Analyse von Bohrkernen werden zunächst Rohdaten ermittelt, aus denen später unter Verwendung eines konkreten Cut-Off-Wertes erste Ressourcenschätzungen abgeleitet werden. Dieser Schwellenwert entscheidet also bereits in einem sehr frühen Stadium mit über die potenzielle Wirtschaftlichkeit eines Projekts.

Gerade in Explorationsphasen – wenn Unternehmen oft noch keinen Cashflow generieren – hat der Cut-Off-Grade auch strategische Relevanz: Er beeinflusst maßgeblich die Kommunikation gegenüber Anlegern, die in die wirtschaftliche Entwicklung des Projekts investieren. Ein zu niedrig gewählter Wert kann unrealistisch hohe Ressourcen suggerieren, während ein zu hoher Cut-Off konservative Reserven ausweist, aber Potenzial unterrepräsentiert.

Relevanz für Investoren und Analysten

Für Kapitalmarktteilnehmer liefert der Cut-Off-Grade einen kritischen Bewertungsparameter. Er beeinflusst direkt die Berechnung der wirtschaftlich abbaubaren Metallmenge und damit auch den inneren Wert eines Projekts. Explorer und Junior-Mining-Unternehmen kommunizieren diesen Wert regelmäßig in ihren technischen Reports, etwa bei der Veröffentlichung einer neuen Ressourcenschätzung nach NI 43-101 oder JORC-Standard.

Aktienanalysten und institutionelle Investoren betrachten den Cut-Off-Grade oftmals im Zusammenspiel mit den Gesamtförderkosten (All-in Sustaining Costs) sowie dem Metallpreis. Gibt es zwischen diesen Kennzahlen eine attraktive Marge, steigt die Chance auf finanzielle Unterstützung oder langfristige Offtake-Agreements mit Industriepartnern. Zudem ist der Cut-Off-Grade für ESG-orientierte Investoren von Bedeutung, da niedrigere Schwellenwerte nicht selten größere Mengen an taubem Gestein mitverarbeiten – was sich negativ auf die Umwelt auswirken kann.

Praxisbeispiel: Goldbergbau unter Preisdruck

Ein anschauliches Beispiel für die Anpassung des Cut-Off-Grades liefert der Goldbergbau in Südafrika. In Hochpreisphasen – zum Beispiel bei einem Goldpreis über 1.800 US-Dollar pro Unze – reduzieren viele Produzenten ihren Cut-Off-Wert, da selbst geringhaltige Materialien kostendeckend verarbeitet werden können. Sinkt der Preis jedoch unter eine kritische Marke, werden diese marginalen Erze als wirtschaftlich untragbar eingestuft, wodurch Reserven schrumpfen und sogar Minenschließungen drohen können.

Mittlerweile ist auch ein Trend zu digital unterstützten Verfahren zu beobachten: Moderne Minengesellschaften nutzen Künstliche Intelligenz und Machine Learning, um den optimalen Cut-Off-Grade in Echtzeit unter Berücksichtigung von Markt, Produktionsdaten und Fördergeometrie zu modellieren.

Fazit: Ein zentrales Steuerungsinstrument für Rohstoffprojekte

Der Cut-Off-Grade ist weit mehr als eine technische Randgröße – er beeinflusst entscheidend, ob eine Lagerstätte wirtschaftlich tragfähig ist oder nicht. Für Unternehmen im Explorations- und Produktionssegment ist die korrekte Festlegung dieses Schwellenwertes strategisch bedeutsam. Auch für Investoren dient er als Richtwert, um das Chancen-Risiko-Profil eines Projekts besser einordnen zu können. Mit Blick auf steigende ESG-Anforderungen und volatile Rohstoffmärkte dürfte die transparente Kommunikation und kontinuierliche Anpassung des Cut-Off-Grades in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.

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