Noch im Februar hatten die Rohstoffanalysten der Citi Bank mit einem sinkenden Kupferpreis gerechnet und ihre Erwartung ausgedrückt, dass der Preis für das rote Metall im zweiten Quartal 2025 auf 8.500 US-Dollar je Tonne zurückgehen werde. Vor dem Hintergrund der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wurde diese Prognose inzwischen wieder kassiert. Kurzfristig rechnet die Citi Bank jetzt mit einem Kupferpreis von 10.000 US-Dollar je Tonne. Auf mittlere Sicht werden jedoch auch weiterhin schwächere Kupferpreise erwartet.
In der vergangenen Woche mussten an der Londoner Metall Börse (LME) 9.970 US-Dollar für eine Tonne Kupfer bezahlt werden. Aktuell ist die Nachfrage nach Kupfer sehr hoch. Verantwortlich für die hohe Nachfrage ist jedoch weniger die Industrie, die aufgrund einer robusten Wirtschaftslage mehr Kupfer benötigt, sondern vor allem die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump.
Seit dieser angekündigt hat, Zölle auf die Einfuhr von ausländischen Waren und Rohstoffen in die USA erheben zu wollen, werden diese in großen Mengen in die USA importiert, um noch in den Genuss der zollfreien Preise zu kommen. Nachdem Donald Trump Trump eine Durchführungsverordnung zur Einleitung einer Überprüfung der Kupferimporte gemäß Abschnitt 232 unterzeichnet hatte, stiegen umgehend die Preise aufgrund von höheren Kupferlieferungen in die USA an. Bei den vom US-Präsidenten eingeleiteten Untersuchungen werden die Auswirkungen von Importen auf die nationale Sicherheit bewertet.
Große Rohstoffhändler wie Glencore reagieren bereits
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, sind große Rohstoffhändler wie Glencore und Trafigura, um ihre Gewinne zu maximieren, dazu übergegangen, Kupfer in die USA zu liefern, bevor vom Weißen Haus möglicherweise weitere Zölle angekündigt werden. Als Folge dieser Entwicklung ist Kupfer in den USA bereits 0,6 Prozent teurer als Kupfer in London. Während an der LME am Mittwoch der Vorwoche 9.770 US-Dollar je Tonne Kupfer zu bezahlen waren, lag der Preis an der Comex in New York bereits bei 4,87 US-Dollar pro Pfund, das sind 10.071 US-Dollar pro Tonne.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung erwartet die Citigroup dass der LME-Kupferpreis in den nächsten drei Monaten ebenfalls die Marke von 10.000 US-Dollar pro Tonne erreichen wird. Die Bank glaubt, dass der globale Markt angespannt bleiben wird, bis der Zeitplan für die US-Importzölle klarer wird. „Wir gehen davon aus, dass die Verknappung auf dem physischen Markt außerhalb der USA bis Mai/Juni anhalten und die Preisbelastungen durch die breiteren Ankündigungen von US-Zöllen vorübergehend ausgleichen wird“, schrieben Analysten der Citigroup in einer E-Mail.
Als dauerhaft sieht die Citi Bank diesen Preisanstieg derzeit jedoch nicht an. Zwar wurde die eigene Prognose vom Februar, die noch von einem Preisrückgang auf 8.500 US-Dollar je Tonne ausging, zurückgenommen, doch ist klar, dass der aktuelle Preisanstieg vor allem eine Folge der US-Zollpolitik und der durch sie verursachten Verunsicherung ist. Deshalb erwarten die Citi-Analysten auch weiterhin einen Preisrückgang. Er wird einsetzen, „sobald die zollbedingte US-Kupferimportnachfrage einbricht, was wir erwarten, wenn die Umsetzung des Kupferschutzzolls nach Abschnitt 232 näher rückt“.
Auch ohne Donald Trumps Zölle wird der Kupfermarkt derzeit durch Lieferengpässe bestimmt
Diese Ansicht ist bemerkenswert, denn aktuell wird der Kupfermarkt durch Lieferengpässe charakterisiert. In Chile, dem Land mit der weltweit höchsten Kupferproduktion, ging die Förderung im Januar gegenüber dem Dezember 2024 um 24 Prozent zurück. Chiles Kupferproduktion fiel damit auf ein Neunmonatstief zurück. Dies geschieht in einer Zeit, in der die Nachfrage der Schmelzhütten hoch ist und weiter ansteigt.
Mit Morgan Stanley erwartet auch eine weitere US-Investmentbank steigende Kupferpreise angesichts der Erwartung potentieller US-Zölle. „Da die Zölle noch nicht eingeführt wurden, besteht ein starker Anreiz, Metall in die USA zu schicken, was auch die Märkte im Rest der Welt verengt“, erklärte die Bank.
Verstärkt werden könnte diese Entwicklung noch durch die Investoren. „Bei einem Rohstoff in Contango auf steigende Kurse zu setzen, kann eine Herausforderung sein, da der Futures-Preis auf den Spotpreis ‚abrollt‘. Bei Backwardation kann er jedoch ‚aufrollen‘, und diese Verschiebung kann oft zu Zuflüssen von Investoren führen“, erklärte die Bank.