Der Goldmarkt hat bereits im September 2025 neue Maßstäbe gesetzt. Laut einem aktuellen Marktbericht des World Gold Council (WGC) markierte der Goldpreis sein bereits 39. Allzeithoch des Jahres und schloss den Monat bei 3.825 USD je Unze. Das entspricht einem Zuwachs von rund 12 % gegenüber August und einem Plus von 47 % seit Jahresbeginn. Parallel dazu verzeichneten börsengehandelte Produkte auf Gold (ETFs und ETPs) die höchsten monatlichen Nettozuflüsse seit Beginn der Aufzeichnungen: 17,3 Mrd. USD, umgerechnet etwa 146 Tonnen – überwiegend aus Nordamerika und Europa. Für Anleger ist damit ein weiterer Baustein gesetzt, der die besondere Rolle des Edelmetalls in Portfolios unterstreicht, ohne jedoch die kurzfristigen Risiken auszublenden.
Gold erreicht Rekordniveau – und zieht Kapital an
Die Kombination aus neuen Höchstständen und massiven ETF-Zuflüssen zeigt, wie stark die Nachfrage nach Gold aktuell ist. Während physische Käufe traditionell langsamer reagieren, bilden ETFs den kurzfristigeren Puls des Marktes ab – ein Grund, warum die September-Zahlen als Stimmungsbarometer Beachtung finden. Bemerkenswert: Ein kurzzeitiger Rücksetzer am 30. September wurde nach WGC-Angaben rasch von Käufen aufgefangen. Das deutet auf eine breite Nachfragebasis hin, die sowohl aus Absicherungs- als auch aus Diversifikationsmotiven gespeist sein dürfte.
Im institutionellen Segment fällt auf, dass Zuflüsse aus zwei Kernregionen dominierten: Nordamerika und Europa. Historisch betrachtet gehen solche Bewegungen häufig mit Phasen erhöhter Unsicherheit an den Aktien- und Devisenmärkten einher. Für Gold als global gehandeltes Asset spielt zudem die US-Dollar-Entwicklung eine zentrale Rolle – etwa beim Paar XAUUSD oder über Terminmärkte wie COMEX-Futures.
Treiber der jüngsten Gold-Rallye: Politik, Dollar, Optionen
Als Hauptfaktoren der September-Rallye nennt der Bericht geopolitische Spannungen, die Schwäche des US-Dollars sowie Aktivitäten am Optionsmarkt. Erstens erhöht politische Unsicherheit regelmäßig die Nachfrage nach sicheren Häfen. Zweitens begünstigt ein schwächerer Dollar tendenziell höhere Goldpreise, da das Edelmetall in USD notiert. Drittens können Optionsflüsse – etwa Absicherungsstrategien institutioneller Investoren – Kursbewegungen kurzzeitig verstärken.
Gleichzeitig mahnt der WGC-Bericht zur Einordnung: Der US-Dollar gilt derzeit als „stark überverkauft“. Sollte es zu einer Gegenbewegung kommen, könnte dies auf Gold kurzfristig Druck ausüben. Hinzu kommt die Frage, ob das Edelmetall taktisch überkauft sein könnte. In früheren Phasen sehr dynamischer Anstiege zeigten sich zeitnahe Konsolidierungen – ein Aspekt, den Marktteilnehmer im Blick behalten sollten. Für die längerfristige Rolle von Gold als Diversifikator in Multi-Asset-Portfolios ändert das indes wenig: Korrelationen zu Aktien und Anleihen bleiben auf mittlere Sicht niedrig bis moderat.
Gold als Absicherung: Langfristige Diversifikation, kurzfristige Fragezeichen
Aus Sicht der Portfolioallokation fungiert Gold weiterhin als Baustein zur Diversifikation und als potenzieller Kurzfristschutz gegen Aktienrückgänge. Der Bericht weist jedoch darauf hin, dass in sehr taktischen Zeithorizonten – etwa rund um markante Wendepunkte an den Aktienmärkten – nicht jeder Rückgang der Aktienmärkte mit einem zeitgleichen Anstieg von Gold einhergeht. Unterschiede in Auslösern (Zinsen, Liquidität, Währung) und im Positionierungsgrad institutioneller Anleger können kurzfristig zu abweichenden Reaktionen führen.
Ein weiterer Stabilitätsanker bleibt die Nachfrage der Zentralbanken. Diese haben in den vergangenen Jahren wiederholt Preisrückgänge genutzt, um Bestände aufzustocken. Eine solche „Buy-the-Dip“-Tendenz kann den Markt an wichtigen Unterstützungszonen stabilisieren, auch wenn sie kurzfristige Schwankungen nicht aufhebt. In Summe entsteht ein Bild, in dem Gold sowohl als strategischer Vermögensbaustein als auch als taktisches Instrument genutzt wird – mit jeweils unterschiedlichen Erwartungshorizonten.
Ausblick auf Oktober: Historisch volatile Aktienmärkte und die Rolle des US-Dollars
Der Oktober gilt traditionell als Monat, in dem größere Aktienkorrekturen nicht ungewöhnlich sind. Das erhöht die Grundnervosität an den Märkten – und lenkt den Blick auf Gold als potenzielle Absicherung. Gleichzeitig ist der Bewertungsstand hoch, was die Sensitivität gegenüber Gegenwinden – etwa einer Dollarerholung oder veränderten Zins- und Inflationspfaden – erhöht. Politische Spannungen, Handelskonflikte und Inflationsängste bleiben als potenzielle Katalysatoren präsent.
Für den weiteren Verlauf sind daher mehrere Aspekte entscheidend: Erstens, ob der US-Dollar eine technische Erholung vollzieht und damit Gegenwind für Gold erzeugt. Zweitens, ob die ETF-Nachfrage nach dem Rekord im September anhält oder eine Pause einlegt. Drittens, ob Zentralbanken und langfristig orientierte Investoren bei Rücksetzern erneut als Käufer auftreten.
Fazit: Gold hat 2025 bislang eine außergewöhnliche Performance hingelegt, untermauert durch neue Höchststände und starke ETF-Zuflüsse. Der Oktober bringt traditionell erhöhte Aktienvolatilität – ein Umfeld, in dem Gold als Diversifikationsbaustein und Absicherungsinstrument im Fokus bleibt. Kurzfristige Risiken – insbesondere eine mögliche Dollar-Stabilisierung und taktische Überkauft-Signale – sind jedoch Teil des Bildes. Entscheidend wird sein, wie sensibel die Nachfrage auf Preisbewegungen reagiert und ob die strukturelle Unterstützung durch Zentralbanken und institutionelle Anleger anhält. Erst einmal allerdings hat der Goldpreis Anfang Oktober die Marke von 4.000 USD pro Unze überwunden.